Auch in diesem Jahr veranstaltet der Deutsche Musikrat gemeinsam mit dem Festival „Warschauer Herbst” den „European Workshop for Contemporary Music” (kurz: EWCM). Der EWCM ist gleichzeitig Workshop und Ensemble. Seit 2003 findet er jährlich als Förderprojekt Neuer Musik statt. "Musik als Kommentar zur Realität" lautet der diesjährige thematische Fokus beim "Warschauer Herbst", einem der bedeutendsten Festivals zeitgenössischer Musik in Europa. Dazu präsentiert der EWCM unter der Leitung von Rüdiger Bohn, Professor für Dirigieren an der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf, vier Gegenwartskompositionen, darunter zwei Uraufführungen. Die Probenphase findet vom 14.-19. September 2011 in der Warschauer Musikuniversität Frédéric Chopin statt, das Abschlusskonzert als ein Festivalhöhepunkt am 20. September im Witold-Lutosławski-Konzertstudio des Polnischen Rundfunks. Bereits tags zuvor wird um 18.00 Uhr als Einführungsveranstaltung ein Gespräch mit den Komponisten im Goethe-Institut Warschau angeboten.

Rüdiger Bohn betreut dieses transnationale Projekt bereits zum neunten Mal seit seiner Gründung im Jahr 2003. Mit ihm erarbeitet das Ensemble – 17 junge Musiker je zur Hälfte aus Deutschland und Polen – ein anspruchsvolles Programm mit vier Werken der jungen zeitgenössischen Komponistengeneration. Für den Workshop wurden zwei Kompositionsaufträge erteilt. Mit dem Konzert am 20. September beim Polnischen Rundfunk werden sie zur Uraufführung gebracht.

Der Deutschlandfunk beauftragte die polnische Komponistin Agata Zubel aus Wroclaw – ihr neues Werk trägt den Titel „Ulicami ludzkiego miasta“ (Straßen einer menschlichen Stadt) – und die Staatskanzlei Düsseldorf den Komponisten Gordon Kampe aus Essen. Sein Werk heißt „Zwerge“. Als bedeutende Vertreter des zeitgenössischen Repertoires nahmen der Deutsche Musikrat und der „Warschauer Herbst“ außerdem Kompositionen der in Berlin lebenden Komponistin Rebecca Saunders ("A visible trace") und von Oscar Bianchi ("Mezzogiorno") aus New York mit in das Programm auf.

"Alle Kompositionen haben mit dem Leben zu tun, manche sehr direkt", so Rüdiger Bohn, der weiter erläutert: "Die Stücke sind alle sehr persönlich. Es handelt sich um sehr gut und differenziert geschriebene Partituren mit langen Spielanweisungen am Anfang und von den Komponisten persönlich erfundenen Klängen. Bei Gordon Kampe kommt unter anderem ein Schlagzeugapparat aus Joghurtbechern vor, er hat biographische Anspielungen einkomponiert wie Opernpassagen oder Geräusche aus seiner Umgebung. Und Agata Zubel fängt den "Puls der Zeit" im Bild der Strasse ein und hat z.B. Gehgeräusche, Husten und Lachen, aber auch Geräusche von Papier, Paketklebeband und Fotokamera in ihre Komposition eingebaut. Man hat es hier also mit einer großen Vielfalt an Gerauschen aus unserer Welt zu tun.“

Besonders wichtig ist dem künstlerischen Leiter die enge Zusammenarbeit mit den Komponisten und mit allen Beteiligten auf die Suche nach Klängen und Klangfarben zu gehen. Die Musiker sollen dabei soviel wie möglich lernen und entdecken und dadurch neugierig auf das jeweils neue Stück werden.

Das Ziel des EWCM als Projekt für Neue Musik ist, besonders talentierte Nachwuchsmusiker umfassend zu fördern und der Kunstmusik der Gegenwart durch den Kulturaustausch zwischen Deutschland und Polen ein größeres Forum und eine selbstverständliche Präsenz in Europa zu ermöglichen. Die Bereiche Komposition, Ensemblespiel, Dirigieren, Musiktheorie und deren Vermittlung werden durch Vorträge und Medien unterstützt. Der EWCM führt jedes Jahr Studierende und junge Profimusiker aus Europa zu einer einwöchigen Probenphase zusammen, bei der die besonderen Spieltechniken der Neuen Musik vertieft und wichtige Repertoirestücke einstudiert werden. Die Förderung des kulturellen Austauschs innerhalb Europas macht den besonderen Akzent des Projektes EWCM aus.

Der "European Workshop for Contemporary Music" ist ein Projekt der Förderprojekte Zeitgenössische Musik des Deutschen Musikrates. Gefördert wird es durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Darüber hinaus wird der EWCM durch das Goethe-Institut unterstützt. Der „Warschauer Herbst“, das Goethe Institut Warschau und der Deutschlandfunk sind Kooperationspartner des EWCM.

Der Konzertmitschnitt aus Warschau wird demnächst beim Deutschlandfunk gesendet: am Samstag, 19. November ab 22.05 Uhr (DLF) in der Sendereihe „Atelier neuer Musik“.

Weitere Informationen unter www.musikrat.de/ewcm

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