Vom 14. bis 16. Mai fand die hybride Mitgliederversammlung der GEMA statt. 550 Komponistinnen, Textschaffende und Verlegerinnen trafen sich in Berlin im bcc, um die Zukunft der GEMA zu gestalten. Der neue GEMA CEO, Dr. Tobias Holzmüller, setzte in der Hauptversammlung auf offene Worte: „Wir können mit dem Geschäftsjahr 2023 zufrieden sein. Aber diese Ergebnisse sind kein Ruhekissen, sondern Ansporn für neue Anstrengungen.“ Holzmüller richtet den Blick in die Zukunft und will die GEMA so aufstellen, dass sie im globalen Wettbewerb stark bleibt. „Das heißt auch, dass wir uns von gewachsenen oder liebgewonnenen Strukturen, Prozessen und Differenzierungen verabschieden müssen, wenn wir dafür einen zu hohen Preis zahlen würden“, betonte er.
Die Musikindustrie stellt sich weltweit auf geringere Wachstumsraten ein, reduziert Kosten und optimiert Prozesse. Die GEMA agiert heute in einem deutlich offeneren, globaleren und dynamischeren Marktumfeld als noch vor wenigen Jahren. „Geschützte Märkte und monopolistische Privilegien können für die Zukunft nicht mehr vorausgesetzt werden. Ein globaler Wettbewerb um Rechteinhaber und um Repertoire prägt unser Handeln“, erklärte Holzmüller und schloss mit einer starken Botschaft: „Wir können das! Wir haben die wirtschaftlichen und technologischen Voraussetzungen, um diese Veränderung zu meistern. Die Zukunft hat bereits begonnen und wir arbeiten intensiv an ihrer Gestaltung.“
Künstliche Intelligenz prägt die Diskussionen
Die Regulierung von KI in der Musikbranche ist derzeit das drängendste politische Thema für die GEMA und ihre 95.000 Mitglieder. Die Auswirkungen und Chancen von KI beschäftigten die Teilnehmenden an allen drei Tagen. „KI ist ein Jahrhundertthema, das wir durch gesetzliche Regelungen in den Griff bekommen müssen“, wandte sich Dr. Ralf Weigand, Aufsichtsratsvorsitzender der GEMA, an Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann. „Die Politik muss uns Kreativen eng zur Seite stehen, damit wir nicht durch die KI-Giganten noch mehr ausbeutet werden. Musik wird im Ursprung von uns Menschen geschaffen. Wird unser Eigentum als ‚Rohstoff‘ für Profite genutzt, muss dafür bezahlt werden.“
Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann ging in seinem Gastvortrag auf die aktuellen Veränderungen der Musikbranche ein: „Musik ist Leidenschaft, Kreativität und Leistung. Die Digitalisierung verändert die Musikbranche: Innovative Technologien wie KI unterstützen bei der kreativen Arbeit. Gleichzeitig sehen wir einen disruptiven Wandel bestehender Geschäftsmodelle. Die KI2 Verordnung schafft den Spagat zwischen der Förderung von Innovationen und dem Schutz be-rechtigter Urheberinteressen. Darauf können wir bauen. Denn klar ist: Menschliche Kreativität und Innovationskraft müssen sich stets lohnen.“
Neuwahlen: Der Frauenanteil im Aufsichtsrat steigt
Die Mitglieder wählten ihre Vertreterinnen und Vertreter für die nächste dreijährige Amtsperiode in den Aufsichtsrat. Dabei konnten sich die Frauen gegenüber ihren männlichen Mitbewerbern in der Wahl durchsetzen. „Es ist großartig, dass sich so viele Frauen für das Amt zur Wahl gestellt ha-ben und wir mit neun Frauen und zwölf Männern ein nahezu paritätisch besetztes Gremium ha-ben“, freut sich Dr. Ralf Weigand, Vorsitzender des Aufsichtsrats. Er bedankte sich herzlich bei den ausscheidenden AR-Mitgliedern und wandte sich dann an alle anwesenden Mitglieder: „Ich bin extrem stolz auf unser Miteinander in diesem Verein. Hier kommen so viele Menschen, so unter-schiedliche Persönlichkeiten zusammen und bringen sich mit ihrem Wissen, ihrer Zeit und ihrer Leidenschaft ein. Das ist phantastisch und gibt uns große Kraft!“
Die Komponistenkurie wählte Matthias Hornschuh, Micki Meuser, Dr. Charlotte Seither, Andreas Weidinger, Dr. Ralf Weigand und Alexander Zuckowski als ihre Vertreter in den Aufsichtsrat sowie Anna Depenbusch und Michelle Leonard als Stellvertreterinnen. Die Textdichterkurie wird bis 2027 von Frank Ramond, Tobias Reitz, Götz von Sydow und Diane Weigmann vertreten, Katharina Franck und Anja Krabbe fungieren als Stellvertreterinnen. Die Interessen der Verlegerkurie reprä-sentieren im Aufsichtsrat künftig Bettina Bonengel, Dr. Götz von Einem, Jörg Fukking, Patrick Strauch und Michael Ohst sowie als Stellvertreterinnen Elisabeth Dominik und Diana Muñoz.
In seiner Konstituierung im Anschluss an die Hauptversammlung bestätigte der Aufsichtsrat Dr. Ralf Weigand (Komponist) als seinen Vorsitzenden. Zu stellvertretenden Vorsitzenden wurden Frank Ramond (Textdichter) und erneut Dr. Götz von Einem (Verleger) gewählt.
Beschlüsse der Mitgliederversammlung
Die Mitgliederversammlung beschloss Anpassungen des GEMA Regelwerks, darunter zwei The-men, die unterschiedliche Trends im Musikmarkt verdeutlichen: Trotz Vinyl-Boom hält der Markt-rückgang bei Ton- und Bildtonträgern an. Darauf reagiert die GEMA mit einem vereinfachten zu-kunftsfähigen Lizenz- und Verteilungsmodell.
Der Onlinemarkt gewinnt stetig an Bedeutung. Diesem Trend trägt die GEMA bereits Rechnung, indem sie ihre Lizenzierungsmodelle weiterentwickelt und sich für eine faire Vergütung der On-line-Nutzung von Musikwerken einsetzt. Mit einem neuen Verfahren zur Kulturförderung sollen künftig auch die Diversität und die kulturelle Vielfalt des von der GEMA im Online-Bereich reprä-sentierten Musikschaffens speziell gewürdigt werden.
Zudem diskutierten die GEMA Mitglieder lebhaft und konstruktiv die vorgestellten Überlegungen, die bisherige strenge Kategorisierung von „Ernster Musik“ und „Unterhaltungsmusik“ perspekti-visch zugunsten einer genreoffenen Verteilung und Kulturförderung aufzulösen. Die Gremien werden nun die vorgestellte Skizze weiter ausarbeiten und den GEMA Mitgliedern umfangreiche Partizipation ermöglichen.
Rahmenprogramm: Musik – Vernetzung – Weiterbildung
Eine bunte Palette an Begleitangeboten bereicherte die Mitgliederversammlung: Neben einem Songwriting-Camp für Young Artists gab es Panels und Workshops zu aktuellen Themen der Bran-che: Selbstmarketing auf TikTok, Mental Health und Nachhaltigkeit von Tourneen und Festivals.
Ein Highlight war das jährliche Mitgliederfest am ersten Abend: 800 Gäste feierten ausgelassen ihr Wiedersehen. Joy Denalane und Max Herre erhielten in diesem feierlichen Rahmen den Fred Jay Preis. Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt das textdichterische Schaffen des Duos, welches sich bereits über ein Vierteljahrhundert erstreckt. Preisstifter Dr. Michael J. Jacob-son, Sohn von Fred Jay, überreichte den Preis. Die Laudatio hielt die Schauspielerin und Musikerin Jasmin Tabatabai.
Weitere Wahlen
In den Versammlungen wurden wieder weitere wichtige Vereinsgremien besetzt. Zudem wählten die außerordentlichen Mitglieder 63 Delegierte und neun Stellvertreterinnen und Stellvertreter, die in den nächsten drei Jahren in den Berufsgruppenversammlungen und in der Hauptversammlung der ordentlichen Mitglieder die Interessen ihrer Kolleginnen und Kollegen vertreten werden.
Die GEMA vertritt in Deutschland die Urheberrechte von über 95.000 Mitgliedern (Komponistin-nen und Komponisten, Textdichterinnen und Textdichter, Musikverlage) sowie von über zwei Mil-lionen Rechteinhaberinnen und Rechteinhabern aus aller Welt. Sie ist weltweit eine der größten Autorengesellschaften für Werke der Musik.