Am 20. April fiel der Startschuss für die Online-Umfrage des internationalen Forschungsprojekts "Music Use in the Time of Corona“.
Der Studientitel erinnert an Gabriel García Márquez‘ Klassiker "Die Liebe in den Zeiten der Cholera“. Auch in der aktuellen Corona-Krise tritt Liebe in Form von Mitgefühl und Solidarität in Erscheinung. Musik verleiht der Liebe Ausdruck – so wie in Italien, wo Menschen aus den Fenstern singen, um sich gegenseitig Trost zu spenden und das Alleinsein erträglicher zu machen, oder in Berlin, wo viele Clubs ihre DJ-Sets online streamen, damit zu Hause in Quarantäne getanzt werden kann. Vielerorts werden kreative Wege gefunden, um die Lücke, die durch die Schließung von Konzerthäusern, Opern und Clubs – sprich von Live-Darbietungen – entstanden ist, zu füllen. Die Menschen finden neue Möglichkeiten, trotz räumlicher Distanz über Musik miteinander in Verbindung zu treten.
Diese nun weltweit zu beobachteten Entwicklungen möchten Melanie Wald-Fuhrmann, Lauren Fink (beide Frankfurt a.M.), Niels Chr. Hansen (Aarhus), Lindsay Warrenburg (Boston), Claire Howlin (Dublin), und Will Randall (Jyväskylä) dokumentieren und auswerten. Inspiriert durch sich gerade viral verbreitende Videos mit Hashtags wie #coronasongs, #quarantunes oder #covidance, konzipierten die Forscher eine Online-Studie, die nach dem persönlichen Musizieren und Musikhören vor und während der Krise fragt. Im Detail geht es dabei um die technischen Formate, mit denen Musik gehört wird, Formen des Musizierens allein und mit anderen, Situationen, in denen man Musik hört, sowie um die Gründe und Motivationen fürs Musikhören und -machen. Melanie Wald-Fuhrmann, Direktorin am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, fasst zusammen:
"Wir hoffen, mit unserer Forschung herauszufinden, wie genau und unter welchen Umständen Musik Menschen dazu dienen kann, mit einer Krise wie der aktuellen besser zurechtzukommen, besonders mit den psychischen Folgen von Kontaktverboten, Angst vor Ansteckung und wirtschaftlicher Unsicherheit“.
Die Online-Umfrage ist zunächst in den Sprachen Deutsch und Englisch verfügbar, in wenigen Tagen werden noch Italienisch und Französisch hinzukommen. So können Menschen weltweit ihre persönlichen Erfahrungen mit Musik in Zeiten von Corona dokumentieren.
Darüber hinaus haben die Initiatoren, Melanie Wald-Fuhrmann und Niels Chr. Hansen, damit begonnen, ein weltweites und interdisziplinäres Netzwerk von Forscherinnen und Forscher aufzubauen, die ähnliche Studien durchführen. Denn so, wie die Pandemie global ist und nur durch weltweite Solidarität und Kooperation bewältigt werden kann, sollte auch die Forschung dazu sein.