Erster Preis
dotiert mit 2.500 Euro
Daniel Franke für One Minute Soundsculpture (Ryoji Ikeda), 2010
Man kann mit einem Videoclip keinen größeren Erfolg erzielen als Daniel Frank mit seiner Interpretation von Ryoji Ikedas Stück One Minute Soundsculpture . Wer diesen Film einmal gesehen hat, wird den Track nie wieder hören können, ohne die Videobilder vor dem inneren Auge zu sehen. Ein kleines Stück elektroakustischer Musik - eine Folge von Störgeräuschen und Testtönen - versieht Frank mit dem Bild eines quadratischen, leeren Galerieraums, in dem gleichsam aus dem Nichts abstrakte Formen zu lebenden Linien mutieren und die lebenden Linien wiederum zu einem abstrakten Wesen, das im Rhythmus der Geräusche wächst, schwebt und sich bewegt. Aus der Soundskulptur wird eine visuelle Skulptur, Ursache und Wirkung verschmelzen ineinander, zwischen Bild und Sound gibt es am Ende keinen Unterschied mehr. Das ästhetische Prinzip des Videoclips, die perfekte Verbindung von Bild und Sound, wird hier zu einer kaum noch zu überbietenden Vollendung geführt - und das mit den schönsten Bildern, die wir seit langem gesehen haben.
Zweiter Preis
dotiert mit 1.500 Euro
Jutojo und Phillip Sollmann für There Will Be Singing (Efdemin), 2010
Das Video zu Efdemins There Will Be Singing wirkt auf den ersten Blick wie eine unmittelbare Umsetzung eines Techno-Tracks in geometrische Bildsprache: gerade 4-to-the-floor-Beats treffen auf die Gleichförmigkeit modernistischer Hochhausarchitektur. Eine Musik, die keine Geschichte erzählt und keine Geschichte zu haben scheint. Doch nein! Denn der zweite Blick zeigt, dass die Hochhäuser aus alten, vergilbten, eingerissenen Architekturfolianten abgefilmt wurden. Es sind Aufnahmen aus dem Chicago der 50er-Jahre, die Efdemin mit einer Hommage an den Chicago House und den Detroit Techno der 80er- und 90er-Jahre verbindet. Über die historische Referenz legt sich Nostalgie, über die Nostalgie legt sich das Erschrecken über die Brutalität, die menschenfeindliche Entleertheit der alten Stadtpanoramen. So nah zoomt die Kamera an die Fotografien, dass sie zu leben scheinen; aber die einzige echte lebendige Bewegung, die man in diesem Film sieht, ist die Bewegung einer Hand, die eine Buchseite umblättert, an der zahlreiche Post-Its mit Notizen kleben. Erst die musikalische Aneignung dieser Bildwelt vermag diese nachträglich mit jenem Leben zu versehen, dass sie in Wahrheit nie besessen hat: das ist die großartige, ergreifende Botschaft, die dieser Videoclip mit großer Kunstfertigkeit und formaler Strenge umzusetzen versteht.
Dritter Preis
dotiert mit 1.000 Euro
Darko Dragicevic für Ah! (Oval), 2010
Darko Dragicevics Video zu Ovals Track Ah! fasziniert durch die Konsequenz und die Eleganz, mit der hier eine radikal körperlose Musik in Bewegungen von Körpern umgesetzt wird. Mehr noch, gelingt es der Inszenierung, eine eigentlich unerotische Musik in Bilder eines multiplen Begehrens zu übersetzen, in denen die tanzende Protagonistin einerseits ihre männlichen Mittänzer dominiert und andererseits von ihren Blicken, ihrem Begehren immer wieder in die Enge getrieben wird. Die Delikatheit der Musik und ihre Schwere, ihre Erdhaftigkeit finden sich gleichermaßen in dem Video wieder, das wie in Stilleben wirkt, in dem getanzt wird. Ein Clip, der mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet.
MuVi-Online Publikumspreis
ermittelt durch Abstimmung im Internet und dotiert mit 500 Euro
Sebastian Huber, Robert Pohle und Johannes Timpernagel für Bagatelle I (sonic.art), 2011
Absätze
Quelle
http://www.kurzfilmtage.de