Am Sonntagabend ging das 53. Jazzfest Berlin im Haus der Berliner Festspiele mit den Auftritten von Songwriterin Julia Holter und Ensemble, Saxofonist Steve Lehman und seinem Octet sowie Pianistin Eve Risser und ihrem White Desert Orchestra zu Ende. Von den 14 Konzerten des Festivals, in denen insgesamt 22 Jazzformationen präsentiert wurden, waren fast alle ausverkauft. Insgesamt kamen über 6.000 Besucher zum Jazzfest Berlin 2016, das diesmal im Haus der Berliner Festspiele, dem A-Trane, dem Institut français und im Martin-Gropius-Bau stattfand.
Beim Abschlussabend wurde mit den Auftritten von Julia Holter mit Ensemble, Steve Lehman und seinem Octet sowie Eve Risser mit dem White Desert Orchestra eine große musikalische Bandbreite vorgestellt, die ein besonderes Merkmal der diesjährigen Festivalausgabe von Richard Williams (künstlerischer Leiter Jazzfest Berlin) war. Unter dem Motto "Art of Conversation“ waren zahlreiche Premieren zu erleben, neue Kombinationen von Künstler*innen, unter anderem erstmalige gemeinsame Auftritte von internationalen Musiker*innen mit in Berlin ansässigen.
Sprecher des ARD-Gremiums Arne Schumacher (Radio Bremen): "Als Partner des Jazzfest Berlin schätzen wir genau diese beim Festival präsentierte Vielfalt an zeitgenössischen Jazzformen, die auch Grenzbereiche einbezieht. Dieser offene Ansatz weitet den Horizont und regt zu neuem Denken an. Richard Williams hat auch mit seiner zweiten Festivalausgabe die internationale Relevanz des Jazzfest Berlin unterstrichen. Umso mehr freuen wir uns, dass die ARD und Deutschlandradio die klingenden Erträge in alle Sendegebiete Deutschlands verbreiten können. Erstmalig konnten in diesem Jahr alle Konzertabende im Haus der Berliner Festspiele live übertragen werden – auch das ist ein Ausdruck unserer Unterstützung des Festivalprogramms.“
Neben den insgesamt fast 20 Stunden Sendezeit Jazzfest Berlin im Radio wurden auch die Eröffnungsreden von Monika Grütters, Thomas Oberender und Richard Williams sowie die Buchpräsentation und die Künstlergespräche auf der Jazzfest Berlin Facebook Seite live gestreamt. Außerdem sind diese Veranstaltungen als Tonaufnahme auf Voice Republic nachhörbar. Die filmische Dokumentation des Matana Roberts Konzertes vom 1. November steht online.
Der hohe Frauenanteil bei den Bandleader*innen – zwölf der 22 Formationen wurden von Frauen geleitet – sowie die erstmals stattgefundene Festivaleröffnung durch Kulturstaatsministerin Monika Grütters bescherten dem Jazzfest Berlin 2016 eine besondere Aufmerksamkeit.
Richard Williams: "Ich war begeistert von der Resonanz des Publikums auf den hohen Frauenanteil im Festivalprogramm. Unsere Zuhörer*innen scheinen problemlos anzuerkennen, dass Frauen ein prominenter Platz auf der Bühne und in den Live-Übertragungen der ARD und des Deutschlandradio gebührt, und zwar ganz einfach aufgrund der herausragenden Qualität ihrer Musik. Vor allem dies werde ich – neben einigen besonderen musikalischen Momenten – aus meiner zweiten Festivalausgabe in Erinnerung behalten.“
Zu den Höhepunkten des Festivals gehörten die Performance von Matana Roberts in der Pina Bausch Ausstellung im Martin-Gropius-Bau, der ungewöhnliche Auftritt der jungen Saxofonistin Mette Henriette aus Norwegen und das Konzert zum 50jährigen Jubiläum des Globe Unity Orchestra. Das Publikum begeistert haben der Schweizer Pianist Nik Bärtsch mit seiner Band Ronin in dem ersten gemeinsamen Konzert mit der hr-Bigband und der Schlagzeuger Jack DeJohnette im Trio mit Ravi Coltrane und Matthew Garrison. Besondere Momente entstanden bei dem Auftritt des Trompeters Wadada Leo Smith mit Pianist Alexander Hawkins an der Orgel in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, bei dem Duo von Joshua Redman und Brad Mehldau auf der großen Bühne und den Duo-Kombinationen im A-Trane mit Mary Halvorson, Ingrid Laubrock, Aki Takase und Charlotte Greve. Beeidruckend waren die Kompositionen von Saxofonist Steve Lehman, die er mit seinem Octet präsentierte, und die neue Musik von Pianistin Eve Risser, die sie mit ihrem White Desert Orchestra als letztes Konzert des Festivals vorstellte.
Das Jazzfest Berlin 2017 findet vom 2. bis 5. November statt.