Unter dem Motto "Staunst du?“ gehen die Kasseler Musiktage 2016 vom 27. Oktober bis zum 6. November den geheimnisvollen und faszinierenden Dimensionen der Musik nach.
Das Festival eröffnet am Donnerstag, 27. Oktober um 20 Uhr mit Claudio Monteverdis Marienvesper in der renovierten Martinskirche. Interpreten sind die Prager Alte-Musik-Spezialisten Collegium Vocale und Collegium 1704. Die Leitung hat der Cembalist und Dirigent Václav Luks. Die beiden Ensembles wurden 2005 gegründet und sind seither regelmäßig bei renommierten Festivals in Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Deutschland zu Gast.
Das Schaffen Claudio Monteverdis steht an einem zentralen Wendepunkt der europäischen Musikgeschichte: dem Übergang von der hochartifiziellen Mehrstimmigkeit der Renaissance zum unbegleiteten Sologesang des Barock. Die 1610 veröffentlichte Marienvesper bringt die Welten der "alten“ und der "neuen“ Musik jener Zeit eindrucksvoll zusammen. Monteverdi kombiniert Psalmvertonungen, die bis zur Zehnstimmigkeit reichen, mit virtuosen Solokonzerten und Instrumentalstücken. Auf dem Höhepunkt des Werks erklingt das "Ave maris stella“ – ein Marienlob von irisierender Schönheit.
"Monteverdis Marienvesper ist Klangtheater für den Kirchenraum“, so Olaf A. Schmitt, der seit diesem Jahr für die künstlerische Leitung der Kasseler Musiktage verantwortlich ist. "Jedes Wort musikalisch zu deuten, hat der Komponist aus seinen Opern übernommen, die um 1600 die Gattung Oper erst erschaffen haben. Dieses sakrale Hörtheater lässt uns noch heute erstaunen.“