An der Hochschule für Theater und Musik München hat Präsident Prof. Dr. Bernd Redmann den international ausgeschriebenen Kompositionswettbewerb Wolf Durmashkin Composition Award (WDCA) zum Thema "Musik und Holocaust“ im Rahmen einer Pressekonferenz offiziell vorgestellt. Der Wettbewerb ist nach Wolf Durmashkin benannt, einem vielseitigen jüdischen Musiker aus Vilnius, der 1944 von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Redmann bescheinigte dem Wettbewerb, der vom Landsberger Kulturverein dieKunstBauStelle e.V. organisiert wird und in Kooperation mit der Münchner Musikhochschule und der Bayerischen Philharmonie ausgeschrieben ist, ein weit über das eigentliche Anliegen hinaus gehendes Potenzial. Einerseits seien junge Nachwuchskomponisten aufgerufen, sich mit dem Thema künstlerisch auseinanderzusetzen. Gleichzeitig erhofft er sich durch den Wettbewerb Impulse für ein geplantes Forschungsinstitut seiner Hochschule, das sich unter anderem mit im Nationalsozialismus verfolgten Komponisten und Musikern aus München auseinandersetzen soll.
"Ein derartiges Projekt“, erläuterte Redmann, "hat es bisher an unserer Hochschule noch nicht gegeben.“ Es rolle exemplarisch einen wichtigen Aspekt der jüngeren Zeitgeschichte auf, zu dem die Hochschule für Musik und Theater München schon alleine durch ihre Räumlichkeiten einen besonderen Bezug habe. 1937 wurde das heutige Hauptgebäude an der Arcisstraße als "Führerbau“ eröffnet, in dem unter anderem das Büro Adolf Hitlers zu finden war. "Der Wettbewerb“, so Redmann, "spiegelt unser Interesse an einer kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit wider, und wir freuen uns, dass wir die Möglichkeit bekommen, hier beteiligt zu sein – als Kooperationspartner, in der Jury und später bei der Uraufführung der preisgekrönten Werke.“
Diese werden im Rahmen eines Jubiläumskonzertes am 10. Mai 2018 vom Kammerorchester der Bayerischen Philharmonie unter dem Dirigat von Mark Mast uraufgeführt. Vor genau 70 Jahren, am 10. Mai 1948, dirigierte Leonard Bernstein auf eigenen Wunsch in Landsberg am Lech ein kleines Kammerorchester mit 15 Musikern – alle Überlebende des Holocaust. Mit dabei waren auch zwei junge Musikerinnen, Schwestern des 1944 in einem Konzentrationslager in Estland umgekommenen Komponisten und Dirigenten Wolf Durmashkin.
Die Schirmherrschaft des Wettbewerbs übernahm der Holocaust-Überlebende und Vizepräsident des Internationalen Dachau-Komitees Abba Naor: Er unterstützt den Wettbewerb aus vollem Herzen: "Ich kann uns nur wünschen, dass das Projekt Erfolg hat – vielleicht ist es auch nur ein Anfang. In jedem Fall aber für mich ein Wunder.“
Der Wettbewerb richtet sich an junge Komponisten bis 35 Jahren. Einsendeschluss ist der 10. Januar 2018 (Poststempel). Erste Kompositionen sind bereits eingereicht.
Das Projekt wird gefördert vom Kulturfonds Bayern 2017, vom Bezirk Oberbayern, vom Landkreis und von der Stadt Landsberg am Lech, der Hans-Heinrich-Martin-Stiftung sowie der Sparkassenstiftung Landsberg-Dießen.
Informationen unter: www.wdc-award.org