Heute fand in Berlin die Konferenz der Ideen und Perspektiven des Förderprogramms "MusikVorOrt“ statt. Zentrales Thema war die gesellschaftliche Bedeutung musik-kultureller Arbeit in ländlichen Räumen. Eröffnet wurde die Konferenz von Uwe Feiler, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Zwei Tage nach der Fête de la Musique und dem Tag der Musik thematisierten unterschiedliche Vertreter*innen aus Wissenschaft, Kultur und Politik die positiven Effekte von "MusikVorOrt“. Zugleich wurde gefragt: Wie bereichern neue Musikangebote den ländlichen Raum? Welcher Handlungsbedarf besteht insbesondere nach der Corona-Pandemie? Und welche Notwendigkeit zusätzlicher Fördermaßnahmen lässt sich daraus ableiten?
Zentrale Ergebnisse des produktiven Austauschs waren:
1. Musikalische Begegnungsprojekte wie "MusikVorOrt“:
- wirken kultureller Verödung & Vereinssterben entgegen
- vergrößern Bildungsangebote in Orten abseits der Metropolenregionen
- schaffen neue Begegnungsformate für den generationsübergreifenden Austausch
- sind essentielle Bestandteile einer Kulturpolitik, die kulturelle Vielfalt im ländlichen Raum sichert
2. Förderprogramme wie "MusikVorOrt“ haben für Kommunen im ländlichen Raum zahlreiche nachhaltige Effekte: Sie
- sichern bzw. vergrößern die Lebensqualität vor Ort
- tragen maßgeblich zur Steigerung der Standortqualität bei
- unterstützen den Substanzerhalt und die Erneuerung bedeutender kleinerer Kultureinrichtungen in den Ländern
- bilden Ankerpunkte der Daseinsvorsorge mit lokaler und regionaler Strahlkraft
3. Gemeinsames Musizieren und Singen stärkt wichtige soziale Kompetenzen, schafft ein Gefühl der Zugehörigkeit und fördert damit Zusammenhalt und Gemeinschaft
4. Da Zugänge zu Musik und Kultur aktuell noch stark abhängig von der sozialökonomischen Schicht sind, braucht es in ländlichen Räumen eine Kulturpolitik, die kulturelle Teilhabe garantiert und musikalisches Engagement in Deutschland flächendeckend fördert.
5. Die Stärkung des Ehrenamts ist eine Querschnittsaufgabe, die viele gesellschaftliche Bereiche berührt; diese unterschiedlichen Engagement-Bereiche bergen das Potential für weitere Synergien, zusätzliche Vernetzungs- und Interaktionsprojekte sollten zusätzlich gefördert werde
In seinem Grußwort bedankte sich UWE FEILER MdB, Parl. Staatssekretär (BMEL), beim Bundesmusikverband für die Ausrichtung dieser Konferenz und des bedeutsamen Projekts "MusikVorOrt“. Er betonte, dass kulturelle Projekte wie "MusikVorOrt“ ein wichtiger Teil für die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse im ländlichen Raum seien. Hier müsste die Sichtbarkeit weiter erhöht werden.
Dazu KATARINA PERANIĆ, Vorständin der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt: "MusikVorOrt“ leistet einen wichtigen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt in der Nachbarschaft. Es fördert bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt im kulturellen Bereich und belebt das gesellschaftliche und generationsübergreifende Miteinander. Das Förderprogramm sollte fortgesetzt werden, da es bespielhaft vorführt, wie die Attraktivität ländlicher Lebensräume durch ein Mehr an kulturellem Angebot gesteigert werden kann.“
Auch PROF. ANDREAS LEHMANN-WERMSER, Professor für Musikpädagogik am Hannover Institut für musikpädagogische Forschung, hob besonders die Förderung des Nachwuchses in der Amateurmusik hervor: "Wir wissen, dass der Substanzerhalt und die Erneuerung bedeutender kleinerer Kultureinrichtungen in den Ländern enorme Vorteile hat. Wo das kulturelle Angebot für Kinder- und Jugendliche vergrößert wird, tragen Förderprogramme wie "MusikVorOrt“ maßgeblich zur Etablierung kinderfreundlicher Kommunen bei. Ländliche Räume profitieren von diesen Projekten, da sie die lokale Strahlkraft einer Region deutlich vergrößern.“
Weitere Informationen:
Am 1. März 2020 startete mit "MusikVorOrt“ ein neues bundesweites Förderprogramm zur Stärkung von Musik in ländlichen Räumen. Ziel war, neue kulturelle Angebote dort zu schaffen, wo sonst wenig passiert: Neugründungen von Chören oder Ensembles, Festivals, inklusive und interkulturelle Musikprojekte sowie offene Mitmach-Angebote. In 4 Wochen gingen knapp 1.000 Anträge mit einem Volumen von ca. 11 Mio. EUR ein. Trotz der überwältigenden Nachfrage konnten nur 37 Projekte mit einem Volumen von ca. 650 TEUR bewilligt werden. Wenige Wochen nach Projektbeginn bedeutete die Covid-19-Pandemie einen nachhaltigen Einschnitt in die Pläne der geförderten Projekte. Die meisten konnten ihre musikalischen Vorhaben dennoch umzusetzen: Einige der Projekte wurden umstrukturiert oder in kleinere Gruppen aufgeteilt; digitale Formate und Online-Proben wurden als wichtiger Ersatz oder Ergänzung zum realen Probenbetrieb genutzt. Viele Projekte probten den vergangenen Sommer über intensiv im Freien. Der Bundesmusikverband konnte diese Mittel dank der Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zur Verfügung stellen. Startschuss für die Projekte war der 1. März 2020; der Förderzeitraum wurde bis zum 15. Juli 2021 verlängert. Bereits im Koalitionsvertrag hatten sich die Parteien dazu bekannt, die ländlichen Räume zu stärken.