Am 27. November 2015 feiert Helmut Lachenmann seinen 80. Geburtstag. Zu Ehren des Komponisten, der mit seinen Werken im Wortsinn un-erhörte Klangwelten eröffnet hat, wird in Stuttgart vom 7. November bis 7. Dezember 2015 das Festival „Lachenmann Perspektiven“ veranstaltet. Das Festival wird gefördert von der Baden-Württemberg Stiftung.

Im Zentrum der 22 Veranstaltungen an fünf Spielorten stehen Werke von Helmut Lachenmann in verschiedensten Besetzungen, flankiert und kontrastiert mit Kompositionen von Zeitgenossen, Weggefährten und Schülern. Darunter finden sich Klassiker der Moderne wie Stockhausens „GRUPPEN“ sowie eine Reihe von Uraufführungen.

Verantwortlich für die Programm-Konzeption und die Durchführung des Festivals sind Musik der Jahrhunderte, die Oper Stuttgart, das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart und die Redaktion Neue Musik des SWR sowie die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Alle Institutionen sind Helmut Lachenmann in langjähriger Zusammenarbeit eng verbunden: Musik der Jahrhunderte als Veranstalterin des Festivals ECLAT, in dessen über 30-jährigen Bestehen zahlreiche Werke von Lachenmann programmiert waren, die Musikhochschule, an der der Kompositionsprofessor von 1982 bis 2002 gewirkt und von wo aus er Generationen von Komponisten geprägt hat. Die Oper Stuttgart brachte unter anderem Lachenmanns Oper „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ in der Spielzeit 2001/02 zur Aufführung (Leitung: Lothar Zagrosek). Die Klangkörper des SWR haben das gesamte Oeuvre für Chor und für Orchesterwerk mehrfach aufgeführt, darunter zahlreiche Uraufführungen.

Der Festivalauftakt am 7./8. November mit vier Konzerten wird von den vier beteiligten Institutionen gemeinsam gestaltet: Das Eröffnungskonzert I (7. November, 17 Uhr, Messe Stuttgart) unter dem Titel „Fassade“ beginnt und endet mit dem gleichnamigen frühen Orchesterstück von Helmut Lachenmann aus dem Jahr 1973 (Projektorchester Lachenmann Perspektiven Baden-Württemberg, Leitung Matthias Hermann und Solisten). Dazwischen ist Karlheinz Stockhausens „Klavierstück IX“ (1954/1961) positioniert und Lachenmanns „Consolation I“ (1967/2000). Formal ähnlich konzipiert ist das Eröffnungskonzert II unter dem Titel „GRUPPEN“ (7. November, 20 Uhr, Messe Stuttgart). Lachenmanns Soloklavierstück „Serynade“ wird gerahmt von Stockhausens „GRUPPEN“ für drei Orchester. Helmut Lachenmann wird dabei einige Schlüsselstellen dieses Werks kommentieren und gemeinsam mit den Orchestern präsentieren (Radio-Sinfonieorchester Stuttgart, Staatsorchester Stuttgart, Leitung Ruper Huber, Clement Power und Baldur Brönnimann; Yukiko Sugawara, Klavier). 

Am Folgetag (8. November, 11 Uhr, Mozartsaal der Liederhalle) präsentiert Ensemble ascolta „Audiovisuelle Dialoge“ mit Werken der jungen und mittleren Komponistengeneration. Der Abend (18 Uhr, Mozartsaal) mit den Neuen Vocalsolisten und dem Klangforum Wien (Leitung Tito Ceccherini) gehört Salvatore Sciarrino und der deutschen Erstaufführung der Gesamtfassung von dessen Zyklus „Carnaval“.

An den folgenden Wochenenden werden Werke von Helmut Lachenmann im Kontext von drei Konzerten der SWR-Reihe „attacca“ (mit ensemble recherche, Schola Heidelberg, SWR Vokalensemble Stuttgart, Radio-Sinfonieorchester Stuttgart. Leitung Peter Rundel) aufgeführt, flankiert von Uraufführungen u.a. von Mark Andre, Oliver Schneller und Pierluigi Billone (13./14. November). Die Oper Stuttgart lädt zu einem „Lachenmann-Labo(h)r“ in den „Spielraum Oper“ ein (16. November) sowie zu „Konzert+: Ein Kinderspiel?“ mit Schulklassen und Klavierschülern und -schülerinnen aus der Region Stuttgart (7. Dezember). Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR spielt Lachenmanns „Schreiben für Orchester“, kontrastiert von Werken Mozarts und Schumanns (19./20 November). Die Staatliche Hochschule für Musik Stuttgart ehrt ihren Emeritus mit einer Serie von „Lecture Recitals“, Vorträgen und Podiumsgesprächen (4./5. Dezember).

Das Festivalfinale am 6. Dezember beginnt mit dem Staatsorchester Stuttgart und Lachenmanns „Tanzsuite mit Deutschlandlied“ (Solisten: Arditti Quartet) sowie Beethovens „Eroica“ (6./7. Dezember). Am Abend interpretieren das Arditti Quartet, die Neuen Vocalsolisten, das Klavierduo Yukiko Sugawara/Tomoko Hemmi und das Améi Quartett Kammermusik von Helmut Lachenmann (darunter „Gran Torso“) sowie Uraufführungen von Alvaro Carlevaro und Mark Andre.


Interpreten der „Lachenmann Perspektiven“:
Michael Alber, Joonas Ahonen, Améi Quartett, Arditti Quartet, Ensemble ascolta, Jonny Axelsson, Felix Behringer, Sabine Beisswenger, Baldur Brönnimann, Sylvain Cambreling, Tito Ceccherini, Chorwerk Ruhr, Marcus Creed, Christian Dierstein, echtzeitEnsemble des Studios Neue Musik der Staatl. Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, Ensemble Recherche, Neus Estarellas, Vilde Frang, Marco Fusi, Uli Fussenegger, Tomoko Hemmi, Matthias Hermann, Florian Hölscher, Everett Hopfner, Rupert Huber, Ralvi Hunt, Klangforum Wien, Hanna Kölbel, Marie Louise Lind, Christof M Löser, Natasha Lopez, Neue Vocalsolisten Stuttgart, Walter Nußbaum, Pascal Pons, Clement Power, Projektorchester Lachenmann Perspektiven Baden-Württemberg, Hugo Rannou, Nuria Richner, Timm Roller, Thilo Ruck, Peter Rundel, Schola Heidelberg, Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, Staatsorchester Stuttgart, Yukiko Sugawara, SWR Vokalensemble Stuttgart, Michel Tabachnik, Steffen Tast