Mit einer fulminanten musikalischen Abschlussveranstaltung ist der diesjährige Kongress des Verbands deutscher Musikschulen (VdM) in Bamberg zu Ende gegangen. Über 1.500 Teilnehmer nutzten drei Tage lang das breit gefächerte Kongressprogramm unter dem Motto „Faszination Musikschule!“ mit zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen sowie Diskussionsforen und Plenumsvorträgen zu aktuellen musikpädagogischen und bildungspolitischen Themen.
„PISA war gestern“. Mit dieser These relativierte Rainer Dollase, Psychologe und Professor an der Universität Bielefeld, die Aussagekraft des internationalen Schulvergleichstests in seinem Vortrag zum aktuellen Forschungsstand musikpädagogischer Bildung. „PISA ist nicht geeignet, Schlussfolgerungen für den Alltag zu ziehen“, sagte Dollase. Eine weit höhere Aussagekraft über die Ursachen hätten experimentell angelegte internationale empirische Unterrichtsforschungen. „Die Bedeutung des Lehrers ist wichtig“, betonte Dollase, und hierbei insbesondere die Beziehung zwischen Schüler und Lehrer als Experte und Bezugsperson. „Aktives und geführtes Lernen ist besser und effizienter“, so die Ergebnisse der zitierten Studien laut Dollase. Dabei hob er hervor: „Musikschule braucht Einzel-Lernsituationen“.
„Das aktive Musizieren hat zentrale Bedeutung für Jugendliche. Die Entwicklung der Sinne und des Selbstbewusstseins ist eng mit ästhetischer Bildung verbunden“, so Eckart Liebau, Pädagogikprofessor und Inhaber des UNESCO-Lehrstuhls für Kulturelle Bildung der Universität Erlangen-Nürnberg, in seinem Vortrag über aktuelle Begründungen und Perspektiven für Musikerziehung. Noch vor einem halben Jahrhundert sei die Bedeutung der Musikerziehung ohne Verweis auf ökonomische Begründungen und so genannten Transfereffekte ausgekommen. Wichtig sei der Wert des Musizierens an sich, durch die Förderung der Stimmbildung, der Sprechfähigkeit, der Freude an der Musik, der Entwicklung eines musikalischen Repertoires und musikalischer Intelligenz sowie sensiblen und disziplinierten Verhaltens im Ensemble, erklärte Liebau.
Intensiv diskutiert wurden im Rahmen des Kongresses die Herausforderungen für die Musikschulen durch die veränderten Rahmenbedingungen im Bereich der allgemein bildenden Schulen. Mit den Forderungen „Musikalische Bildung braucht Zeiten und Räume in der Schule!“, „Struktursicherung für Zugangsoffenheit und Qualität öffentlicher Musikschulen“ und „Sicherung von Rahmenbedingungen musikalischer Bildung durch Steuerbefreiungen und -erleichterungen“ verabschiedete der Verband im Rahmen des Kongresses die „Bamberger Erklärung“ mit Wahlprüfsteinen an die im Bundestag vertretenen Parteien zur Bundestagswahl 2013.
Der Bundesvorsitzende des VdM, Ulrich Rademacher, sagte zum Abschluss der dreitägigen Veranstaltung: „Der Musikschulkongresses hat gezeigt, wie groß die Faszination von und für Musikschule ist. Selbst Musiker zu sein, Musik zu erleben, Musik zu erkennen und zu verstehen, mit Musik berühren und begeistern zu können, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die faszinierende Welt der Musik erschließen zu dürfen – gibt es eine schönere Herausforderung? Mit seinen breit gefächerten anspruchsvollen Angeboten hat der Kongress die Lehrkräfte und Schulleiter begeistert und ihnen vielfältige Anregungen für die aktuellen Herausforderungen ihrer Arbeit gegeben.“
Der Musikschulkongress in Bamberg wurde vom VdM in Zusammenarbeit mit dem Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen veranstaltet und gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, der Stadt Bamberg und dem Landkreis Bamberg.
Der VdM ist der Fach- und Trägerverband der öffentlichen gemeinnützigen Musikschulen, in denen an bundesweit 4.000 Standorten über eine Million Kinder, Jugendliche und Erwachsene von 38.000 Fachlehrkräften im gesamten Spektrum des Musizierens unterrichtet werden. Er engagiert sich als Fachpartner für die bundesweite Entwicklung und Umsetzung musikalischer Jugend- und Erwachsenbildung.
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Quelle
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