Die am Donnerstag, 6. September 2018, um 19.30 Uhr beginnende Konzertreihe »Nach dem Brand. Musik aus Weimars Aschebüchern« macht die nach dem Brand geretteten Notenschätze der Herzogin Anna Amalia Bibliothek erstmals oder wieder hörbar. Notendrucke und Notenhandschriften der Weimarer Musikaliensammlung gehören zu den wertvollsten Funden, die im Jahr 2004 aus dem Brandschutt der zweiten Galerie des Rokokosaales geborgen wurden. Im Fokus der Konzertreihe stehen Werke, die bislang weniger beachtete oder in Vergessenheit geratene Facetten der Weimarer Musikgeschichte beleuchten. Unter dem Titel »Mit fröhlichem Gemüte. Werke aus dem 17. Jahrhundert« sind im ersten Konzert mit Cantus Thuringia unter Leitung von Christoph Dittmar u.a. Werke von Heinrich Schütz, Johann Hermann Schein und Georg Neumark zu hören. Der Eintritt zum Auftaktkonzert ist frei.
Die Brandkatastrophe von 2004 hatte insbesondere für die Musikaliensammlung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek verheerende Folgen. Einige Objekte wurden vollständig zerstört, andere wurden beschädigt, auseinandergerissen, ihre Titelblätter fehlen oder sind unlesbar. Die geschädigten Notendrucke und Notenhandschriften sind Teil der 25.000 als Aschebücher bezeichneten Bücherreste. Charakteristisch sind stark verkohlte und nur noch aus Asche bestehende äußere Papierlagen und Blattkanten, die oftmals bis in den Satzspiegel reichen. Die Buch- und Notenfragmente wurden neben Feuer und Hitze auch durch das Löschwasser geschädigt. Einige Schreibmittel sind bis zur Unkenntlichkeit ausgelaufen, Papiere stark gequollen, deformiert, abgebaut und mit Ruß und anderen Schadstoffen verunreinigt.
Die Aschebücher werden in einer 2008 neu eingerichteten Restaurierungswerkstatt der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar-Legefeld mit Hilfe moderner, teils neu entwickelter Mengenverfahren behandelt. Im Zuge dieser Arbeiten werden auch die geretteten Musikalien identifiziert, sortiert, dokumentiert, bewertet und erschlossen. Es werden Noten anhand ihrer Besetzung, anhand von Textfragmenten, der Handschrift, ja sogar – da, wo kein vergleichbarer Notentext erreichbar ist, – anhand von Tonaufnahmen wieder zugeordnet; Fragmente werden wie ein Puzzle wieder zusammengeführt.
Konzept und wissenschaftliche Leitung der Konzertreihe liegen in den Händen von Christian Märkl. Der Musikwissenschaftler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Herzogin Anna Amalia Bibliothek und verantwortlich für Aufarbeitung und Begutachtung der brandgeschädigten Musiksammlung.