Am 6. Oktober 2024 wurde die Grünfläche südlich der Neuen Nationalgalerie zum Josephine Baker Garten. Bei der Einweihung sprachen SPK-Präsident Hermann Parzinger, Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Klaus Biesenbach, Direktor der Neuen Nationalgalerie. Die Künstlerin MALONDA tritt auf.
Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien, erklärt: "Josephine Baker war eine einzigartige Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin, aber auch eine große Kämpferin: als Teil der Résistance gegen die Nazis, als mutige Aktivistin gegen Rassismus und für die Gleichberechtigung Schwarzer Menschen. Die Benennung dieses Platzes nach Josephine Baker ist deshalb vor allem auch eine Verbeugung. Ihr Name soll als verbindendes Element dazu beitragen, das Kulturforum als vielfältigen Gemeinschaftsort zu betrachten, der zum Denken anregt. Schon jetzt bedanken wir uns dafür bei der großen Künstlerin und Menschenrechtsaktivistin Josephine Baker."
Hermann Parzinger, Präsident der SPK, erklärt: "Josephine Baker wurde in Berlin verehrt, gefeiert und bewundert. Sie war aber mehr als eine begnadete Sängerin und Tänzerin, sie kämpfte zeit ihres Lebens für Menschenwürde, gegen Rassismus und für die Freiheit jedes einzelnen. Sie ist uns damit ein Vorbild und wir haben nun endlich in Berlin einen Platz, an dem dieser großen Frau gedacht wird. Außerdem wird das Kulturforum nun grüner! Der Josephine-Baker-Garten ist das erste Stück des grünen Bandes, das wir vom Landwehrkanal bis zum Tiergarten spannen wollen."
Klaus Biesenbach, Direktor der Neuen Nationalgalerie, erklärt: "Wenn wir Konzerte im Skulpturengarten in der Neuen Nationalgalerie machen, öffnen wir oft die große Tür zu der Skulpturen-Grünfläche zwischen dem Gebäude und dem Landwehrkanal. Eigentlich ein noch bescheidener Ort, den man zusammen mit dem Vollmond von Isa Genzken und den großartigen Rückriem Skulpturen mit etwas Aufwertung und Programm zu einem wirklichen Juwel machen könnte.
Diesen Ort möchten wir Josephine Baker widmen. Ihre posthume Einzelausstellung im letzten Jahr an der Neuen Nationalgalerie war für uns eine ganz wichtige Erfahrung im Umgang mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts und eine der Ausstellungen, die unser zahlreiches Publikum wirklich bewegt hat. In Berlin, das wir heute immer als historischen und zukünftigen Ort gleichzeitig sehen müssen, und mit einer Person, die in der 20er Jahren in Berlin gefeiert wurde und in den 30er Jahren hier nicht mehr auftreten durfte.
Josephine Baker ist jetzt eine Mahnung für Demokratie und Wachsamkeit, besonders, weil die Freiheit der Künste wie ein Lackmustest für unsere Gesellschaft ist.
Wir sind sehr dankbar, dass wir diese kleine, aber symbolisch sehr wichtige Grünfläche Josephine Baker widmen dürfen."
Die Künstlerin, Tänzerin, Sängerin, Schauspielerin und Bürgerrechtsaktivistin Josephine Baker hat einen engen Bezug zu Berlin. 1926 wurde sie bei ihrem ersten Auftritt in der Stadt vom Publikum hymnisch gefeiert. Legendär ist ihr Auftritt im alten Friedrichstadtpalast im November 1968. Auch im Westteil Berlins war sie immer wieder zu Gast, darunter im Titania Palast.
1906 als Freda Josephine MacDonald in St. Louis geboren, reiste Baker ab 1921 zunächst mit einer Tanzgruppe durch die Vereinigten Staaten. 1925 kam sie für ein Gastspiel nach Paris, von wo aus sie mit ihren freizügigen Tanzauftritten Europa eroberte. 1926 begeisterte sie das Berliner Publikum, kehrte jedoch trotz großer Erfolge wieder nach Paris zurück. Kaum eine Künstlerin ihrer Zeit war ähnlich populär, aber auch so umstritten wie Baker - Protest und rassistische Anfeindungen begleiteten ihre Auftritte. Ein geplantes Gastspiel in München wurde 1929 verboten, auch an anderen Orten erhielt sie Auftrittsverbote.
Von den Nationalsozialisten wurde Baker als entartet diffamiert, ihre Auftritte verboten. In ihrer Wahlheimat Frankreich wollte sie so lange nicht auftreten, solange das Land besetzt war. Stattdessen arbeitete sie im Zweiten Weltkrieg aktiv gegen die Nazis und war vor Ort in der Résistance in Frontgebieten in Nordafrika unter Einsatz ihres Lebens, als Leutnant mit den französischen und später mit den alliierten Truppen.
Nach 1945 wurde Josephine Baker zu einer Bürgerrechtlerin und Kämpferin gegen Rassismus. Als Aktivistin nutze sie ihre Bekanntheit im Kampf für die Gleichberechtigung aller Menschen unabhängig von Nationalität, Hautfarbe Geschlecht, Gesinnung und Religion.
Aus Protest gegen Diskriminierung und Rassentrennung nahm sie 1963 an dem berühmten Marsch auf Washington der Bürgerrechtsbewegung teil und sprach dort unmittelbar vor Martin Luther King Jr. vor Hunderttausenden.
Mit ihrem Mann, dem französischen Orchesterleiter Jo Bouillon, kämpfte sie für die Akzeptanz der Vielfalt und Diversität aller Menschen und adoptierte zwölf Kinder aus verschiedenen Teilen der Welt in ihre Regenbogen-Familie. Josephine Baker starb 1975 in Frankreich im Alter von nur 69 Jahren.
MALONDA ist eine der vielseitigsten und haltungsstärksten Künstlerinnen der aktuellen Musikszene. Die in Berlin lebende Sängerin und "Elektrik-Diva", die eigene Songs schreibt und auch auf Theaterbühnen brilliert, brennt für antirassistische und queer-feministische Themen. Indem sie über Geschlechterrollen, Sex und Diversität singt und spricht, machte sich Malonda als politische Künstlerin einen Namen. Sie tourte mit Laing, Großstadtgeflüster und Moka Efti Orchestra quer durch Deutschland und bespielte große deutsche Showcase-Festivals wie c/o pop, Pop-Kultur Berlin oder das Reeperbahnfestival. 2023 erschien ihr hochgelobtes Debütalbum "Mein Herz ist ein dunkler Kontinent".