Der Status Deutschlands als Einwanderungsland ist auch im (Hoch-)Kulturbereich „angekommen“ – hieran lässt eine eben veröffentlichte Studie des Zentrums für Audience Development (ZAD) der Freien Universität Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Siebenhaar keinen Zweifel.
In einer im Jahr 2008 von Vera Allmanritter durchgeführten Umfrage des ZAD gaben über 50,0 % der deutschlandweit befragten Kulturinstitutionen (Theater/Opern, Orchester, Museen/Gedenkstätten) an, dass sie sich mit dem Themenfeld „Migranten“ in unterschiedlicher Intensität auseinandersetzen, weitere 16,0 % planen dies zukünftig. Kulturinstitutionen, die sich mit diesem Themenfeld beschäftigen, möchten hiermit primär einen Beitrag zur Integration von Migranten leisten (70 %) und gleichzeitig neue Zielgruppen für ihre Häuser erschließen (55 %). Obwohl fast 80 % der Kulturinstitutionen dies für sinnvoll halten, sprechen derzeit aber nur 27 % Migranten gezielt und mit gesonderten Marketinginstrumenten an. Diese Kulturinstitutionen bewegen sich bei ihrer Arbeit mit bzw. für Migranten nach eigenen Angaben oftmals noch auf ungewohntem Terrain: Der Einsatz verschiedener Marketinginstrumente wird noch getestet und evaluiert. Der Einsatz gesonderter Programmformate, Veranstaltungen oder Veranstaltungsreihen (29 %), mehrsprachige Führungen und die Zusammenarbeit mit Migrantenorganisationen (23 %) werden für die Ansprache von Migranten als besonders erfolgreich genannt.
Hintergrund:
Obwohl der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung in vielen Großstädten sehr hoch ist (z. B. 2005: Stuttgart 40,0 %, Frankfurt am Main 40,0 %) nimmt diese Gruppe bislang scheinbar kaum am (hoch-)kulturellen Leben in Deutschland teil. Es stellt sich die Frage, inwieweit diese sicherlich nicht homogene Gruppe als zukünftiges Publikum für (Hoch-)Kulturinstitutionen gewonnen werden könnte. Systematische Untersuchungen über die Rezeption des deutschen Kulturangebotes durch Migranten gibt es bislang nur wenige. Aus diesem Grund wird das ZAD in den nächsten Monaten seinen Forschungsschwerpunkt „Migranten als Publika in öffentlichen deutschen Kulturinstitutionen“ weiter ausbauen. Auf die Veröffentlichung der oben genannten Studie folgt eine Publikation von vertiefenden Gesprächen mit BestPractice-Kulturinstitutionen, die über Erfahrungen mit ihrer Arbeit für bzw. mit Migranten berichten. In Arbeit ist zudem eine allgemeine Bevölkerungsumfrage unter Personen mit Migrationshintergrund. Deren Ziel ist es, an Informationen z.B. über kulturelle Interessen und Gewohnheiten von Besuchern und vor allem Nicht-Besuchern mit Migrationshintergrund zu gelangen. Kulturinstitutionen werden damit erstmals gesicherte statistische Daten in die Hand gegeben, auf deren Basis sich gezielte, an den Bedürfnissen der Zielgruppe der Migranten ausgerichtete Marketingstrategien entwickeln ließen.
ZAD:
Das Zentrum für Audience Development (ZAD) ist eine transdisziplinäre, anwendungsorientierte Forschungseinrichtung des Instituts für Kultur- und Medienmanagement der Freien Universität Berlin. Es beschäftigt sich mit den konzeptionellorganisatorischen Voraussetzungen zur Gewinnung, Bindung und Entwicklung der Kulturpublika von heute und morgen.
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