Als "eine der kreativsten Musikerinnen der deutschen Ethno-Jazz-Szene“ wird Cymin Samawatie mit dem Deutschen Weltmusikpreis RUTH ausgezeichnet. "Die Sängerin hat nicht nur mit ihrer Band Cyminology, sondern auch als Komponistin und Festival-Kuratorin dem Musikleben in Deutschland herausragende Impulse verliehen“, so die Jury. Dafür erhält Cymin Samawatie den Hauptpreis 2018. Bei der Förder-RUTH fiel die Wahl auf Dine Doneff & Maria Dafka. Das Duo überzeugte mit innovativen Eigenkompositionen und Improvisationen, die ihren Ursprung in Mazedonien haben. Mit der Ehren-RUTH würdigen die Juroren die Arbeit des Musikjournalisten Michael Kleff, der das Folkgeschehen in Deutschland über Jahre mitgeprägt hat. Der Sonderpreis geht an den Liedermacher Gisbert zu Knyphausen. Nach langer Pause begeistert er derzeit mit neuem Album und ausverkauften Konzerten Fans und Musikkritik gleichermaßen.
Die Sängerin und Komponistin Cymin Samawatie, 1976 als Tochter iranischer Einwanderer in Braunschweig geboren, studierte klassische Musik und Jazz. 2002 gründete sie das international renommierte Quartett Cyminology, das Elemente orientalischer Musik mit Facetten westlicher Klassik und Jazz sowie der bilderreichen Dichtung alter persischer Meister und mit eigenen Texten verschmilzt. Ab 2010 arbeitete Cymin Samawatie mit Musikern der Berliner Philharmoniker zusammen, rief 2012 das transkulturelle Orchester Divan der Kontinente ins Leben, unterrichtete an der ACADEMY Bühnenkunstschule in Berlin und kuratierte in ihrer Wahlheimatstadt 2017 das Festival Female Voice of Iran. Für die Jury steht fest: "All diese Aktivitäten zeigen eine vielseitige Künstlerpersönlichkeit auf höchstem Niveau, die in die Brücke zwischen westlicher und persischer Musik deutlich sichtbare und eigenständige neue Elemente einzufügen versteht.“
Die Preisträger der Förder-RUTH Dine Doneff & Maria Dafka bilden laut Jury "eine kongeniale Verbindung für innovative Eigenkompositionen und Improvisationen, die alle auf mazedonischen Lied- und Tanztraditionen basieren“. Maria Dafka, Jahrgang 1998, spielt das Akkordeon Bajan, Doneff als Altmeister auf der Grenze zwischen Tradition und Jazz die Trommel Tapan sowie Gitarre und Tambura. Dine Doneff ist ein in Deutschland geborener Mazedonier, der sich vor allem als hervorragender Kontrabassist einen Namen gemacht hat. 1966, ein Jahr nach seiner Geburt, kehrte seine Familie in ihre nordgriechische Heimat zurück. Dort wurde er gezwungen, einen griechischen Namen anzunehmen (Kostas Theodorou); Mazedonien und seine Musik blieben aber seine kulturelle Heimat. Maria Dafka kommt aus dem gleichen Umfeld. Beide leben inzwischen in München, wo sie sich 2017 als Duo zusammengetan haben.
Bei der Ehren-RUTH fiel die Entscheidung auf den Musikjournalisten Michael Kleff, weil er "das Lied- und Folkgeschehen in Deutschland über Jahre mitgeprägt und sich auf höchst vielfältige Weise um diese Genres verdient gemacht hat“, schreibt die Jury und betont: "Bei vielen ist das eine Floskel, hier stimmt sie.“ Michael Kleff war Chefredakteur des Musikmagazins Folker, Moderator beim Rudolstadt-Festival, engagierte sich ehrenamtlich als Vorsitzender des Profolk-Verbands und Jury-Mitglied der Liederbestenliste. Seine Rundfunksendungen (u.a. für Deutschlandfunk und WDR) waren von besonderer Sachkenntnis und, so möglich, seinem politischen Interesse geprägt: Begonnen hatte er seine Journalisten-Laufbahn in der Politik, bevor er sich in den 1980er/90er Jahren zunehmend der Folkmusik zuwandte. Zu seinen Schwerpunkten gehörten der amerikanische Folk und US-Singer/Songwriter und die Liedszene der DDR.
Der Preis des Rudolstadt-Festivals zur RUTH 2018 geht an einen Musiker, der schon länger auf der Shortlist des Festivalteams stand: Gisbert zu Knyphausen. Zuletzt hatte er sich rar gemacht, doch nun ist er zurück. Ein neues Album, ausverkaufte Konzerte – "Beides beweist“, so das Rudolstadt-Festival, "dass der 38-Jährige seit seinem Debut 2008 zu Recht als Hoffnung auf bessere, weil kantigere, weniger glatt gebügelte Zeiten im deutschen Liedermacher-Pop gilt. Auf der neuen CD Das Licht dieser Welt brilliert, ebenso wie live, eine vorzügliche, weil variable Band.“ Darum vergibt das Festivalteam den RUTH-Sonderpreis an Gisbert zu Knyphausen und schließt sich damit u.a. der Süddeutschen Zeitung an, die urteilte: Der Anspruch, dass in den Texten "alles aus meinem Herzen direkt auf den Tisch kommt, möglichst roh und ausgekotzt“, ist Vergangenheit. Geblieben ist die "große Stärke, durch Gegensätze inspirierte Gefühlsextreme in wohlklingende Songminiaturen zu packen.“
Der Deutsche Weltmusikpreis RUTH ist mit insgesamt 11.500 € dotiert. Verliehen wird er am 7. Juli 2017 im Rahmen von Deutschlands größtem Festival für Roots, Folk und Weltmusik, dem Rudolstadt-Festival. Der Preis wird jährlich von MDR Kultur (federführend für weitere öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten), dem Trägerkreis creole und dem Rudolstadt-Festival ausgelobt.