Es war ein Pole, der im Billerbecker Ludgerus-Dom seine Interpretation des alten niederländischen Liedes "Merck toch hoe sterck" – zu deutsch "Merkt Euch, wie stark die Niederländer sind“ – erklingen ließ und dafür begeisterten Beifall erhielt. Eindrucksvoll hatte Martin Gregorius noch einmal das musikalische Gespür und die technische Virtuosität belegt, mit denen er den sechsten internationalen Wettbewerb für Orgelimprovisation Westfalen Impro gewann. Mit diesem Urteil waren sich erstmals in der Geschichte des renommierten Wettbewerbs die Fachjury und das Publikum, das einen eigenen Preis vergibt, einig.
Doch das war nicht die einzige Premiere bei Westfalen Impro 6. Erstmals hatte der ausrichtende Verein Westfalen - Initiative mit dem Förderverein Domorgel Billerbeck einen Kooperationspartner. Die Zusammenarbeit hat sich bewährt, wie die beiden Vorsitzenden Dr. Peter Paziorek und Dr. Thomas Perick betonten. Beide verwiesen zudem auf die vielfältige Orgellandschaft Westfalens. "Sie ist auch ein Zeichen für die kulturelle Leistungsfähigkeit der Region“, so Paziorek.
Von der Kooperation profitiert hat vor allem das Publikum. Denn der Wettbewerb wurde dadurch an zwei Orten ausgetragen, an der Schuke-Orgel der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti Münster und an der Fleiter-Orgel im Ludgerus Dom zu Billerbeck, wo die Zuhörer die Musiker hautnah erlebten. Denn der Spieltisch stand im Zentrum des Mittelgangs. Das war besonders imposant, als zum Ende des Abschlusskonzertes die Juroren Tomasz Adam Nowak, Jos van der Kooy und Philippe Lefebvre zusammen mit Martin Gregorius in wechselnder Zusammensetzung und zum Schluss alle vier gemeinsam das Billerbecker Sankt-Ludgerus-Lied interpretierten. Sie boten damit dem Publikum ein weiteres einmaliges akustisches und optisches Erlebnis.
Der 25jährige Preisträger behauptete sich dabei brillant zwischen und mit den arrivierten Improvisationsexperten. Schließlich absolvierte er mit Auszeichnungen seine Studien an den Hochschulen in Detmold und Danzig, sowie an den Konservatorien in Paris, Saint-Maurdes-Fossés und Saint-Germain-en-Laye (Frankreich). Inzwischen erhielt Gregorius viele Preise und Auszeichnungen bei internationalen Orgelwettbewerben. Neben ihm erhielt der 33jährige Niederländer Geerten Liefting die mit 1.000 Euro dotierte Auszeichnung.
Insgesamt hatten 21 Bewerber aus acht Nationen am internationalen Wettbewerb für Orgelimprovisation Westfalen Impro 6 teilgenommen. Elf Kandidaten erreichten die Haupt- und fünf die Endrunde, in der sich dann Gregorius durchsetzte und sowohl den mit 3.000 Euro dotierten Preis als auch die 500 Euro des Publikumspreises gewann. Dr. Peter Paziorek verwies auf das internationale Renommee, das der Wettbewerb inzwischen genießt. Nicht zuletzt ist er immer wieder auch Sprungbrett zu großen Karrieren. So gewann der Sieger der fünften Auflage in diesem Jahr den Grand Prix de Chartres, der zu den höchsten Auszeichnungen auf dem Gebiet der Orgelimprovisation zählt.