Am 14. und 15. Februar tagten die Konferenz der Landesmusikräte und die Geschäftsführung des Deutschen Musikrats im Kölner Funkhaus. Die Präsidenten, Geschäftsführer und geladene Experten der Musikräte beschäftigten sich u.a. mit der Laienmusik bzw. Amateurmusik im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Vier Kurzvorträge führten in die Diskussion ein. WDR-Hörfunkdirektorin Valerie Weber und BR-Redaktionsleiter Stephan Ametsbichler entwickelten ein breites Portfolio an Sendeplätzen und -formaten, die Laienmusik in die Öffentlichkeit tragen. Mit Bedacht hatte die Konferenz Vertreter dieser beiden Sender eingeladen, die relativ viel an Engagement für die Laienmusik zu bieten haben, denn es ging weniger um Konfrontation als um die Weiterentwicklung positiver bestehender Ansätze. Neben dem WDR steht vor allem der Bayerische Rundfunk mit einer breiten Palette regelmäßiger Sendungen und Übertragungen vorbildlich dar, während es in anderen Programmen der ARD durchaus düster aussieht.
Gleichwohl steckten dann Regina van Dinther, Präsidentin des Chorverbands NRW, und Peter Stieber, Präsident des Landesmusikrats Rheinland-Pfalz, ein weitreichendes Feld von Erwartungen ab, das über das derzeit Gebotene deutlich hinausgeht. Nicht nur, dass die Laienmusikszene qualitativ sehr viel Sendefähiges zu bieten hat, steht sie auch für die kulturelle Identität des Bundeslandes, die sich im Rundfunk wiederfinden muss. Nicht zuletzt sind große Zahlen von Menschen laienmusikalisch engagiert, womit die Sender ein sehr großes Hörerpotenzial haben, auf das sie intensiver zugehen könnten.
Da goss allerdings der engagierte Stephan Ametsbichler etwas Wasser in den Wein: Nach Untersuchungen des Bayerischen Rundfunks sind es weniger die Laienmusiker selbst, die diese Sendungen hören. 82 % von ihnen kennen kaum die Sendeplätze, geschweige denn, dass sie die Folgen wirklich hören. Bleiben immerhin 18 % als Potenzial für die einzelnen Sendungen. Ametsbichler sieht diese Musik als Teil der Legitimation der öffentlichen Finanzierung des Rundfunks an.
Nach der einstündigen Diskussion beschloss die Konferenz der Landesmusikräte am zweiten Konferenztag einen öffentlichen Appell an die Intendantinnen und Intendanten der ARD.
Sendeplätze für die Amateurmusik
Appell der Konferenz der Landesmusikräte an die Intendantinnen und Intendanten der öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalten in der Bundesrepublik Deutschland
Die Konferenz der Landesmusikräte fordert die Intendantinnen und Intendanten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in der Bundesrepublik Deutschland auf, kontinuierliche feste Sendeplätzen für die Amateurmusik zu schaffen und die dafür notwendigen personellen sowie finanziellen Ressourcen den Redaktionen zur Verfügung zu stellen.
Ziel ist eine nachhaltige Abbildung der von mehr als 14 Millionen Menschen in Deutschland praktizierten Amateurmusik. Die Landesmusikräte sowie die unter deren Dach organisierten Musikverbände und Institutionen stehen bei der inhaltlichen Ausgestaltung als Gesprächspartner in ihren jeweiligen Sendegebieten zur Verfügung.
Hintergrund
In Deutschland musizieren mehr als 14 Millionen Menschen in verschiedensten Gruppierungen der organisierten Amateurmusik. Dabei geht ihre musikalische Betätigung vom Chorgesang über die traditionelle und sinfonische Blasmusik über Jazz und Rock/Pop bis hin zur klassischen Musik. Diese Vielfalt gilt es, auch im Sinne der UNESCO-Konvention für kulturelle Vielfalt, zu erhalten.
Sowohl in ländlichen Regionen als auch in multikulturell geprägten urbanen Räumen trägt die Amateurmusik zur Stärkung der eigenen Identität und somit zur Offenheit für andere Kulturen bei.
Die öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalten haben im Gegensatz zu nationalen Medien und kommerziellen Rundfunkanbietern vor allem den Auftrag der regionalen- und Landesberichterstattung. Die Regionalität trägt zur Akzeptanz des von den Bürgerinnen und Bürgern finanzierten Mediums bei.
So bietet die kreative und innovative Darstellung der Amateurmusikszene auf festen Sendeplätzen den Anstalten die Möglichkeit, das musikalische Lebens in den Ländern abzubilden, neue Rezipienten zu gewinnen und so zur Identitätsstiftung durch den Rundfunk beizutragen.