Seit 1. Januar 2020 sind die Werke von Richard Strauss gemeinfrei. Die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) nutzt diese neue Chance, um umfangreiche Quellenmaterialien zum Oeuvre des Komponisten zu digitalisieren und frei online zu stellen.
Vielfältige Quellen zu Leben und Werk von Richard Strauss sind nun in den digitalen Sammlungen der SLUB Dresden verfügbar.
Vor 111 Jahren, am 25. Januar 1909, erlebte Richard Strauss‘ Elektra in Dresden unter der Leitung Ernst von Schuchs eine glänzende Uraufführung. Eingebettet war die Premiere in die erste Dresdner Richard-Strauss-Woche, bei der außerdem Salome und Feuersnot auf dem Programm standen. Auch diese beiden Opern waren 1901 bzw. 1905 bereits hier uraufgeführt worden. Und so bildete die Richard-Strauss-Woche 1909 einen ersten Höhe- und Kulminationspunkt der Dresdner Strauss-Pflege. Bis in die 1930er Jahre blieb die Stadt, in der neun Opern Richard Strauss‘ aus der Taufe gehoben wurden, ein Zentrum der Strauss-Interpretation – der Komponist, der regelmäßig vor Ort war, kannte und schätzte Sänger, Instrumentalisten und Dirigenten. Die Aufführungen erhielten internationale Strahlkraft.
Juliane Schunke, Dramaturgin an der Semperoper Dresden: "Die Aufführungstradition der Werke von Richard Strauss an der Semperoper Dresden findet ihre Begründung vor allem in der engen Zusammenarbeit des Komponisten mit dem vielseitig interessierten Generalmusikdirektor und Verfechter der Moderne Ernst von Schuch in der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die neun überaus erfolgreichen Uraufführungen seiner insgesamt 15 Opern, deren Neuproduktionen bis in die aktuellen Spielzeiten reichen und das umfangreich gespielte Repertoire aus Oper, Konzert und Ballett hier am Haus machen Richard Strauss unbestritten zu einem unserer »Hausgötter«.“
Figurinen, autographe Skizzen und historische Tonaufnahmen zu Werken Richard Strauss' aus dem Bestand der SLUB Dresden (c) Annemarie Grohmann, SLUB Dresden
111 Jahre später schaltet die SLUB Dresden ihre digitale Richard-Strauss-Kollektion mit eigenen und in der Staatskapelle Dresden aufbewahrten Strauss-Quellen frei.
Die Leiterin der Musikabteilung der SLUB, Dr. Barbara Wiermann, betont: "Dadurch, dass 70 Jahre nach Strauss‘ Tod der Urheberrechtsschutz für seine Werke ausgelaufen ist, eröffnen sich neue Möglichkeiten, die vielfältigen Quellen auch im digitalen Raum zugänglich zu machen. So sind sie für Musiker, Wissenschaftler und Liebhaber unkompliziert einsehbar und nutzbar. Strauss hat vehement für das Urheberrecht gekämpft und dabei auch viel erreicht. Wir denken aber, dass nach dieser langen Zeitspanne ein freier Zugang die künstlerische und wissenschaftliche Beschäftigung mit seinem Werk weiter befördern wird. In diesem Sinne werden wir die Kollektion im Laufe des Jahres weiter ergänzen.“
Die Sammlung enthält bisher kaum beachtete autographe Skizzen, unter anderem zu den Bühnenwerken Intermezzo, Die Ägyptische Helena und Die Schweigsame Frau. Einsehbar sind ferner Strauss‘ Briefe an den Generalmusikdirektor Ernst von Schuch und den Kapellmeister Hermann Kutzschbach. Das Bühnengeschehen der Rosenkavalier-Uraufführung in Dresden wird durch Bühnenskizzen und Kostümentwürfe Alfred Rollers erlebbar. Zentrale Quellen sind zudem die seit den Ur- und Erstaufführungen genutzten Orchestermaterialien zu bisher zehn Bühnenwerken, darunter Salome, Elektra, Rosenkavalier, Die Frau ohne Schatten. Diese im Besitz der Staatskapelle Dresden befindlichen Materialien wurden von der SLUB im Rahmen des Landesdigitalisierungsprogramms für Wissenschaft und Kultur des Freistaates Sachsen bearbeitet und veröffentlicht.
Der Strauss-Spezialist Prof. Dr. Walter Werbeck hebt hervor: "Für die Dresdner Strauss-Tradition erhellen die Materialien die Bedeutung vor allem der hier uraufgeführten Werke, deren Stimmen weitaus intensiver eingerichtet und benutzt wurden als diejenigen zu anderen Stücken.“
Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass Strauss selbst in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Dirigenten noch Streichungen und Korrekturen vornahm; weitere Eintragungen dokumentieren die lange Dresdner Aufführungsgeschichte der Strauss-Opern.
Schließlich erhält der Besucher der digitalen Strauss-Kollektion mit 320 Tonaufnahmen auch einen Höreindruck der frühen Strauss-Interpretation, darunter Einspielungen mit Dresdner Sängerinnen und Sängern oder Interpretationen unter der Leitung von Fritz Busch.
Sie erreichen die Materialien unter:
- www.slubdd.de/strauss (Überblick)
- www.slubdd.de/straussdigital (Handschriften und Drucke)
- www.slubdd.de/strausston (Tonaufnahmen)