Freie Gruppen aus den Bereichen Theater, Tanz und Musik bilden einen unverzichtbaren, häufig besonders innovativen Bestandteil der Kunstszenen und finden ein aufgeschlossenes Publikum gerade unter jüngeren Kunstinteressierten. Auftrittsmöglichkeiten und Einkünfte der Freien Gruppen tendierten durch den Lockdown gen Null, wodurch viele in eine existentiell bedrohliche Situation gerieten. Ihre Arbeit wird durch das Gebot des Social Distancing enorm erschwert.
Die Kulturstiftung des Bundes hatte vor diesem Hintergrund und angesichts der speziell für Freie Gruppen unzureichenden akuten Unterstützungsmaßnahmen kurzfristig das Stipendienprogramm Reload ausgelobt, mit dem Freie Gruppen ab drei Mitgliedern eine Förderung von 25.000 Euro für den Zeitraum von Juli bis Dezember 2020 bekommen können. Durch eine Aufstockung um 2,5 Mio. Euro aus dem BKM-Programm NEUSTART KULTUR konnte Reload mit insgesamt 5,75 Mio. Euro ausgestattet werden.
Die Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters sagte: "Mit einer Milliarde Euro aus dem NEUSTART KULTUR Programm unterstützen wir die Wiederaufnahme des kulturellen Lebens in Deutschland und stellen so die Weichen auf Zukunft. Wir wollen unsere einzigartige Kulturlandschaft mit vielen Arbeitsplätzen retten und den Künstlerinnen und Künstlern eine Perspektive geben. Das Stipendienprogramm Reload motiviert Kreative zu neuen Projekten und trägt damit zur Existenzsicherung der Künstlerinnen und Künstler bei. Als Stiftungsratsvorsitzende ist es mir ein Anliegen, dieses wichtige und sehr gut angenommene Stipendienprogramm um weitere 2,5 Mio. Euro aufzustocken.“
Die Stipendien sollen vor allem den Zusammenhalt der Gruppe sichern und sie dabei unterstützen, sich mit den Auswirkungen der Corona-Krise auf die eigene Kunstpraxis zu beschäftigen und ggf. Anpassungen an veränderte Produktionsbedingungen vorzunehmen. Sie können auch für die vorbereitende Arbeit an gemeinsamen Vorhaben nach Überwindung der Corona-Beschränkungen genutzt werden.
Der Vorstand der Kulturstiftung des Bundes wählte auf Empfehlung einer unabhängigen Jury (Kerstin Evert, K3 | Tanzplan Hamburg; Matthias Schulze-Kraft, Bundesverband Freie Darstellende Künste; Steven Walter, Festival PODIUM Esslingen) von den bis zum 25. Mai eingereichten Bewerbungen 230 Gruppen für Stipendien aus. 106 entfielen dabei auf den Bereich Theater, 28 auf Tanz und 96 auf Musik. In allen drei Bereichen ließ sich eine große künstlerische Bandbreite feststellen. Im Theater zum Beispiel sind neben dem Sprechtheater Kinder- und Jugendtheater, Oper, Performance, Figuren- oder Improvisationstheater vertreten. Die Größe der Gruppen variierte zwischen 3 und 49 Personen.
Da viele Freie Gruppen auf urbane Infrastrukturen angewiesen sind, stammten die meisten Anträge erwartungsgemäß aus größeren Städten, vorrangig Berlin und aus Nordrhein-Westfalen. Aber auch in ländlichen Regionen wie zum Beispiel in der Nordwestuckermark, im schleswig-holsteinischen Großenrade, im bayerischen Stockdorf oder im baden-württembergischen Merzhausen können Reload-Stipendien zur Existenzsicherung Freier Gruppen beitragen.