Der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) mahnt, aus der Erhebung zur "Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte im Internet durch deutsche Verbraucher“, aus der das Max-Planck-Institut für Innovation und Wettbewerb diese Woche erste Ergebnisse vorgestellt hat, keine falschen oder undifferenzierten Schlüsse zu ziehen. Es sei aus Sicht der Musikindustrie zwar sehr gut und wichtig, der Tatsache ins Auge zu schauen, dass es auch heute noch massenhafte Rechtsverletzungen gebe, so der Vorstandsvorsitzende des BVMI Dr. Florian Drücke, doch griffen die Schlussfolgerungen der Untersuchung zum Teil zu kurz und seien daher wenig hilfreich bei der Eindämmung illegalen Verhaltens. Für die Erhebung hat das MPI rund 5.500 deutsche Verbraucher ab 12 Jahren zu ihrem Nutzungsverhalten im Internet befragt. Im Fokus standen dabei urheberechtlich geschützte kreative Inhalte wie beispielsweise Musik, Filme, TV-Programme und Serien, Software und Videospiele.
Drücke: "Studien zur Beschreibung und Analyse der tatsächlichen Situation halte ich generell für absolut sinnvoll und wir haben in der Durchführung viel Erfahrung. Doch rate ich dringend zur Vorsicht bei daraus resultierenden Postulaten. Wir teilen bekanntlich die Auffassung, dass "klare Regeln“ im digitalen Raum dringend notwendig sind, damit jeder weiß, wo er steht. Dies betrifft im Übrigen auch die zentrale Forderung, den sogenannten Value Gap auf europäischer Ebene zu schließen. Wenn man jedoch eine ‚Vereinfachung des deutschen Rechtsrahmens‘ und ‚einfachere, flexiblere und bequemere Lösungen von Seiten der Anbieter‘ fordert, um das urheberrechtsverletzende Verhalten im Internet einzudämmen, springt dies zu kurz. Die Unternehmen der Musikbranche – wie auch vieler anderer Kreativbranchen – sind im digitalen Raum mit einer sehr breiten Palette legaler Angebote vertreten, von kostenlosen bis zu Premium-Konfigurationen. Unsere eigenen repräsentativen Umfragen zu Musikinhalten ergeben, dass 80 Prozent der Deutschen die legalen Angebote ausreichend finden, um Musik im Internet zu kaufen oder zu nutzen, 56 Prozent haben sogar ihr perfektes legales Angebot bereits gefunden.“
Drücke weiter: "Man sollte doch viel eher schauen, wie wir als Gesellschaft es schaffen, im Sinne aller Beteiligen, illegalen Plattformen die Finanzierung zu entziehen, indem es mit einer neuen Bundesregierung zum Beispiel endlich gelingt, Werbung auf illegalen Seiten zu bekämpfen – in der letzten Legislaturperiode ist das leider gescheitert. Im Jahr 2018 mal wieder auf die Branche zu zeigen, anstatt auf diejenigen, die Geld mit illegalen Angeboten verdienen, klingt wie eine Zeitreise zurück zum Anfang des Jahrtausends.“