Das Symposium zum Beethovenfest Bonn 2010 am 17. September im Gremiensaal der Deutschen Welle thematisiert das Motto des diesjährigen Festivals, „Utopie und Freiheit in der Musik“. Mit der Frage nach Utopie und Freiheit in der Musik stößt man ins Zentrum der Möglichkeiten von Musik vor. Aus welcher Absicht schreibt ein Komponist? Wodurch werden Gedanken und Gefühle beim Hörer ausgelöst? Kann Musik etwas verändern – im Einzelnen, in einer Gesellschaft?
Dass Musik, dass gemeinsames Musizieren eine Gesellschaft beeinflussen kann und den Musikern ein soziales Netz, womöglich sogar eine Zukunftsperspektive bieten kann, zeigt das Symposium an zwei Beispielen. Zum Orchestercampus von Beethovenfest Bonn und Deutscher Welle reist die Sinfônica Heliópolis an, das Orchester des Instituto Baccarelli aus São Paulo. Nach dem Vorbild des venezolanischen Sistema hat Silvio Baccarelli 1996 36 junge Musiker aus der Favela Heliópolis in Sao Paulo versammelt, um mit diesen ein Streichorchester zu bilden. 2004 wurde dieser Ansatz professionalisiert und am Instituto das Orchester Sinfônica Heliópolis gegründet. Am Instituto lernen die Jugendlichen nicht nur die musikalischen Inhalte der Orchesterpraxis, sondern auch das Miteinander mit Musikbegeisterten aus unterschiedlichen sozialen Strukturen. Gräfin Sabine Lovatelli vom Mozarteum Brasiliero war prägend in der Entwicklung und ist es auch heute noch: Die gebürtige Deutsche war federführend bei der Planung der ersten Europatournee des Orchesters, mit Start beim Beethovenfest Bonn 2010. Gräfin Lovatelli stellt im Gespräch mit Edilson Venturelli, Dirigent und Manager des Instituto Baccarelli, und Dr. Gero Schließ, dem Initiator für den Orchestercampus bei der Deutschen Welle, die „Utopie auf Brasilianisch: Das Instituto Baccarelli und die Sinfônica Heliópolis“ vor.
Um ein Orchester und um Musik geht es auch in dem Panel „Utopien für Afrika“. Der Regisseur Claus Wischmann hat einen auf der diesjährigen Berlinale ausgezeichneten Film über „Kinshasa Symphony“ im Kongo gedreht. Den Afrikanern, die in diesem Orchester mitwirken, geht es nicht um eine professionelle musikalische Ausbildung, sondern um eine sinnvolle Beschäftigung und gemeinsames Erleben abseits von Waffen, Gewalt und Hungernot. Zum Symposium des Beethovenfestes Bonn reist Armand Diangienda Wabasolele aus dem Kongo an, der künstlerische Leiter des Orchestre Symphonique Kimbanguiste Kinshasa. Er diskutiert mit der Politikwissenschaftlerin Dr. Salua Nour und Jens Cording von der Siemensstiftung über „Utopien für Afrika“. Der Film „Kinshasa Symphony“ kommt am 23. September in die deutschen Kinos, eine exklusive Vorpremiere findet beim Beethovenfest Bonn 2010 am 16. September um 20 Uhr im Rex Kino statt.
Das Motto des Beethovenfestes Bonn „Ins Offene“ beruft sich auf Friedrich Hölderlins Gedicht „Der Gang aufs Land“, das mit dem Aufruf „Komm! Ins Offene, Freund“ beginnt. Peter Ruzicka, diesjähriger „Composer and Artist in Residence“ bezieht sich in seiner Komposition für 22 Streicher „
INS OFFENE
“ auf eben dieses Gedicht. Welche Freiheiten sich Komponisten des 21. Jahrhunderten in ihren Werken nehmen, welche Ausdrucksformen sie für ihre Sicht der Welt suchen und welchen Impetus sie in ihre Werke legen, diskutiert Dr. Ulrich Mosch von der Paul Sacher Stiftung mit Peter Ruzicka und Jan Müller-Wieland, der ebenso wie Ruzicka im Auftrag des Beethovenfestes ein neues Werk komponiert hat, das im Festival uraufgeführt wird.
Die Positionierung zeitgenössischer Musik ist in dem Panel „Neue Musik – Ausdruck unserer Zeit, Ausdruck unserer Utopien“ Thema. Es diskutieren Salome Kammer, Sopranistin und Schauspielerin, Thomas Oesterdiekhoff von der musikFabrik NRW, Jens Cording und Dr. Ulrich Mosch, der zuvor den Einführungsvortrag zum Symposium hält. „Unerhörte Klangwelten. Utopie und Freiheit in der Musik“ hat er seine einleitenden Gedanken zu dem Symposium überschrieben. Zwischen den einzelnen Panels erklingen kurze Stücke von Luciano Berio, der sich intensiv mit dem Utopie-Gedanken auseinandergesetzt hat: Salome Kammer singt Sequenza III für Frauenstimme und Hannah Weirich spielt Sequenza VIII für Violine.
Andrea Thilo moderiert wie schon im letzten Jahr das Symposium beim Beethovenfest Bonn. Das Symposium richtet sich sowohl an ein Fachpublikum als auch an die interessierte Öffentlichkeit. Die Teilnahme am 17. September von 9.30 Uhr bis 17 Uhr im Gremiensaal der Deutschen Welle, Kurt-Schumacher-Straße 3, 53113 Bonn ist kostenlos. Die Anmeldung erfolgt per Email an symposium@beethovenfest.de oder über die Website. Das Anmeldeformular, alle Informationen zum Symposium und das ausführliche Programm finden Sie im Internet unter http://www.beethovenfest.de/festival-programm/symposium/.
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Quelle
http://www.beethovenfest.de