Der australische Komponist Terence Yap hat beim Festival Europäische Kirchenmusik den 10. Kompositionswettbewerb Zeitgenössische Geistliche Musik der Stadt Schwäbisch Gmünd gewonnen. Die Jury zeichnete den 1970 in Sydney geborenen Musiker einstimmig für seine Komposition „View of the Son from the Father’s Eye“ aus. Als Preisgeld erhält Terence Yap 2.500 Euro. Für den Wettbewerb eingereicht wurden 45 Kompositionen aus Europa, Amerika und Australien, die von einer fünfköpfigen Jury anonym begutachtet wurden. Jurymitglieder im Wettbewerb waren die Komponisten Ulrich Gasser (Schweiz) und Caspar Johannes Walter von der Stuttgarter Musikhochschule. Daneben jurierte Detlef Dörner, ebenfalls Komponist und Dirigent der beim diesjährigen Festival Europäische Kirchenmusik geplanten Uraufführung. In der Jury saßen außerdem die Gmünder Kirchenmusikdirektorin Sonntraud Engels-Benz und der Programmdirektor des Festivals, Dr. Ewald Liska.
Zur Förderung zeitgenössischer geistlicher Musik schreiben die Stadt Schwäbisch Gmünd und das von ihr getragene Festival Europäische Kirchenmusik seit 1990 einen Kompositionswettbewerb aus. Ausgelobt wird der Wettbewerb im jährlichen Wechsel mit einem Kompositionsauftrag. Zum diesjährigen Festivalthema „Jung und Alt“ waren Kompositionen für einen Vokalisten oder eine Vokalistin und maximal vier Instrumentalsolisten gefragt, die auf das biblische Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15, Verse 11-32) frei eingehen oder den Bibeltext als eine Art musikalische Lesung vertonen. Dieses Gleichnis von der Liebe des Vaters und seinen beiden Söhnen steht als zentrale christliche Position im Mittelpunkt des ökumenischen Eröffnungsgottesdienstes am Freitag, 16. Juli, im Heilig-Kreuz-Münster.
Terence Yaps Komposition „View of the Son from the Father’s Eye“ überzeugte die Juroren aufgrund des künstlerischen Ansatzes. Das Werk ist besetzt für Bariton, Flöte, Tenorsaxophon, Violine und Violoncello. Es geht aus von der Situation und Problematik des Bibeltextes, der Aussöhnung zwischen Vater und Sohn. Dabei gibt es keine lineare Textvertonung: Mit eingestreuten vokalen Stichworten wird ein Assoziationsraum geöffnet, der die theologische Fragestellung plausibel in Musik umsetzt. Das Stück ist klanglich subtil gestaltet und ermöglicht eine überzeugende emotionale Rezeption.
Der Komponist erläutert selbst sein Werk: „Es bezieht sich auf das Wesen der Versöhnung zwischen Vater und Sohn‚ atomisiert in ihre Grundzüge. Das Stück widmet sich dem musikalischen Klangraum, der Vorstellung von Ausdehnung und Kontraktion. Erweiterte Spieltechniken ermöglichen die unterschiedlichen Obertonreihen und Registerfarben der Instrumente ins Spiel zu bringen, die sich überlagern und austauschen. Dies lässt das Stück organisch erscheinen und verleiht ihm einen atmenden Charakter.“
Preisträger früherer Jahre waren Franz Surges (1991), Erich Konstantin Reymaier (1991), Friedo Matthies (1991), Marion Bluthard (1995), Detlef Dörner (1997), Peter Wittrich (1999), Ulrich Wolf (1995, 1999), Stefan Johannes Walter (1999), Hans Schanderl (2001), Jong-Sam Kim (2001, 2003), Dieter Buwen (2003), Frank Gerhardt (2006) und Gaetano Lorandi (2008).
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