Im Findungsverfahren für die Nachfolge im Thomaskantorat konnte keine Entscheidung zugunsten eines der vier Probekandidaten getroffen werden. Die Findungskommission hat unter Vorsitz von Oberbürgermeister Burkhard Jung daher einstimmig die Beendigung des Verfahrens beschlossen. Die Stadt Leipzig dankt den Kandidaten, dem Thomanerchor, dem Gewandhausorchester und der Findungskommission für das zurückliegende Verfahren.
Oberbürgermeister Jung: "Das Thomaskantorenamt ist eines der wichtigsten musikalischen Positionen in Leipzig und der Musikwelt.“ Um weiter die musikalische Qualität des Thomanerchores auf höchstem Niveau gewährleisten zu können, hat die Findungskommission einstimmig Oberbürgermeister Jung gebeten, der Ratsversammlung die Berufung von Gotthold Schwarz in das Amt des Thomaskantors zu empfehlen. "Dieser Bitte entspreche ich gerne“, sagte Jung. "Haben wir in Gotthold Schwarz doch eine seit vielen Jahre hoch angesehene und erfolgreiche Musikerpersönlichkeit gewinnen können, die ihr Können mit dem Thomanerchor in Leipzig und weltweit vielfach unter Beweis stellen konnte. Ich bin dankbar, dass Gotthold Schwarz die Bereitschaft zur Übernahme des Thomaskantorenamtes zugesagt hat. Das ist für Leipzig eine sehr gute Lösung.“
OB Jung wird dem Stadtrat deshalb die Berufung von Gotthold Schwarz vorschlagen. Gotthold Schwarz: “Ich freue mich über dieses Vertrauen und werde mich, sofern der Stadtrat zustimmt, mit ganzer Kraft dieser Aufgabe widmen.“
Zum bisherigen Verfahren:
Die für die Suche nach einem neuen Thomaskantor von Oberbürgermeister Burkhard Jung im April 2015 berufene Findungskommission hatte im Juli 2015 aus insgesamt 42 Bewerberinnen und Bewerbern für das Amt vier Kandidaten zu einer Probewoche mit dem Thomanerchor eingeladen. Diese fanden im November 2015 mit Markus Teutschbein, im Januar 2016 mit Clemens Flämig und KMD Prof. Dr. h.c. Markus Johannes Langer und im April 2016 mit Matthias Jung statt.
Nach Beendigung der vier Probewochen hatte die Findungskommission am 18. April 2016 beschlossen, zwei der in die engere Wahl gekommenen Kandidaten, Markus Teutschbein und Clemens Flämig, ein weiteres Mal nach Leipzig einzuladen. Beide Kandidaten waren gebeten, in einer nichtöffentlichen Probe die jeweils selben Werke von Johann Sebastian Bach zusammen mit dem Thomanerchor und dem Gewandhausorchester im Beisein der Mitglieder der Findungskommission einzustudieren und sich der großen Findungskommission noch einmal in einem Gespräch vorzustellen. Diese Vorstellungen fanden in dieser Woche am Dienstag, 17. Mai, und am heutigen Freitag, 20. Mai, vormittags in der Thomaskirche statt.
In der direkt im Anschluss stattgefundenen Sitzung im Neuen Rathaus wurden die Ergebnisse der erneuten Proben und die Eignung der beiden Kandidaten diskutiert, ohne am Ende einen Personalvorschlag formulieren zu können.
Zur Person:
Gotthold Schwarz, 1952 in Zwickau geboren, war in den 1960er Jahren selbst kurze Zeit Mitglied des Thomanerchores. In den 1970er Jahren erhielt er seine kirchenmusikalische Ausbildung an der Hochschule für Kirchenmusik Dresden und an der Hochschule für Musik "Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig. In Leipzig erlangte er zusätzlich in den Fächern Gesang (als Schwerpunkt) und Dirigieren fundierte Abschlüsse. 1979 kehrte er als Stimmbildner zum Thomanerchor zurück. Bereits seit den 1990er Jahren vertrat Gotthold Schwarz mehrfach den Thomaskantor, und nach der Amtsniederlegung von Thomaskantor Georg Christoph Biller im Februar 2015 ist er amtierender Thomaskantor.
Er übernahm er die Leitung der Motetten-, Kantaten- und Oratorienaufführungen des Thomanerchores, die gottesdienstlichen Aufgaben in der Thomaskirche sowie Konzertreisen im In- und Ausland.
Eine umfangreiche Konzerttätigkeit als Sänger führte Gotthold Schwarz frühzeitig in die bedeutenden europäischen Musikzentren und u.a. nach Japan, Israel, Brasilien, Argentinien sowie in die USA, wo er auch Interpretationskurse zu Werken Bachs gab. Als Oratorien- und Liedsänger sowie als Dirigent erwarb er ein umfassendes Repertoire vom Barock bis zur Moderne, was auch durch zahlreiche Einspielungen dokumentiert ist.