In einem zweieinhalbstündigen Gespräch erörterten der Bayerische Musikrat und die Intendanz des Bayerischen Rundfunks ihre Standpunkte zur Verschiebung des Programms von BR Klassik auf einen digitalen Kanal zugunsten der Verlagerung des digitalen Programms PULS auf UKW. Zu Beginn übergab BMR-Präsident Thomas Goppel an BR-Intendant Ulrich Wilhelm 54.000 Unterschriften der Musikratspetition „BR-Klassik muss bleiben!“.
Den Abschluss des abendlichen Gesprächs fasste Thomas Goppel zusammen: „Wir haben festgestellt, die Bedenken der Musiker sehen der BR und sein Intendant deutlich. Die Bereitschaft ist da, gemeinsam auf der Suche nach gangbaren, vielleicht auch noch gangbareren Lösungen zu gehen. Musikangebote des BR, die der ernsthaften Szene zuzuordnen sind, sollen auch in der Zukunft ihren Platz haben. Da gibt es keinen Dissens. Das werten wir als ersten guten Schritt.“
Laut BR-Intendant Ulrich Wilhelm sieht sich der BR in der Pflicht, maßgeschneiderte Angebote für jede Altersgruppe anzubieten. Das gilt auch für die Altersgruppe zwischen 14 und 29 Jahren. Sie nimmt allerdings bislang kaum eines der 5 Programmangebote an. Das gilt auch für das Programmangebot PULS, das bisher fast ausschließlich digital zu empfangen ist. Wilhelm erklärt die geringe Akzeptanz mit einem deutlichen Mangel an Verbreitungsmöglichkeiten. Mit dem Wechsel auf UKW erhofft er sich eine größere Akzeptanz. Dass dafür BR Klassik in das digitale Rundfunknetz verschoben werden soll, rechtfertigt Wilhelm mit den nach seinem Bekunden veränderten Nutzungsgewohnheiten von BR Klassik-Hörern. 40 % würden bereits das Programm UKW-unabhängig empfangen. Um alle BR-Klassik-Hörer bei der Umstellung mitzunehmen, plant der BR einen offensiven Ausbau des digitalen Netzes und geht dafür davon aus, dass auch die Autoindustrie mit dem verstärkten Einbau von digitalen Autoradios Flankenschutz leistet. Eine gesicherte Zusage, dass dies bis zur geplanten Umstellung 2016 gelingt, bekamen die Vertreter der Musikverbände nicht mit auf den Weg.
Thomas Goppel: „Es steht außer Frage, dass das Konzept, das der BR anstrebt, in den nächsten Jahren nicht unverwirklicht bleiben darf, wenn sichergestellt sein soll, dass der öffentlich rechtliche Rundfunk Zukunft haben soll. Denn besondere Angebote gerade im kulturellen Bereich, ich denke hier vor allem an den Jazz, an die zeitgenössische Musik, an die Kirchenmusik, werden in der Zukunft öffentlichen Rückhalt brauchen, um nicht nach und nach zu verschwinden und verdrängt zu werden. Die Tatsache, dass der Rundfunk dabei einen Umbau vornimmt, der der Jugend einen neuen Sendeplatz eröffnen soll, interessiert den Bayerischen Musikrat ebenso wie andere auch, allerdings unter der gesicherten Maxime: der eine darf unter dem anderen nicht leiden.
Daher bleiben wir dabei: So lange wir definitiv nicht wissen, dass es der Planung der Intendanz im Bayerischen Rundfunk in der Umsetzung gelingt, die Sorge der vielen Klassikfreunde zu zerstreuen, dass sie mit einem "Digitalimpuls " ins Abseits gestellt werden, so lange werden Unterschriften weiter gesammelt. Wir werden darauf achten, dass die Klassikfreunde nicht ausgegrenzt werden, nicht direkt und nicht heimlich."
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