Die Bayerische Akademie der Schönen Künste appelliert auf Anregung ihrer Musikabteilung nachdrücklich an alle Verantwortlichen, die offensichtlich für 2016 geplante Abschaltung der UKW-Ausstrahlung von BR-Klassik zu überdenken. In einer Pressemitteilung heißt es im Wortlaut:

"Die Bayerische Akademie der Schönen Künste begrüßt es sehr, dass der Bayerische Rundfunk die Klassik mit einem erweiterten digitalen Angebot zukunftsfähig machen und sein Jugendprogrammangebot insgesamt ausbauen will. Angesichts der Tatsache, dass die einst für 2015 geplante UKW-Abschaltung vom Bundestag gestrichen und auf unabsehbare Zeit aufgeschoben wurde, sind wir jedoch von den Plänen des Bayerischen Rundfunks alarmiert, das Radioprogramm BR-Klassik bald nur noch via Digitalradio, Internet, Kabel und Satellit auszustrahlen.

Die Wiedergabe zahlreicher Konzerte und Produktionen beider BR-Orchester und des Chores, Übertragungen aus der Bayerischen Staatsoper, der Metropolitan Opera oder von den Festspielen in Bayreuth, Salzburg u.a. wären ARD-weit zwar noch über UKW empfangbar, in Bayern aber – ebenso wie die Konzerte von vielen bayerischen Festivals – nur noch vorwiegend digital.

Es wäre ein fatales Signal für die Musikkultur in Deutschland, wenn der in Sachen Klassik wohl führende ARD-Sender diesen Kernbereich in das digitale Umfeld verlagern würde. Das Programm – mit täglich 260.000 Hörern und einemdeutschlandweit einzigartigen 24-Stunden Angebot mit klassischer Musik vom Mittelalter bis zur Gegenwart – erreicht im aktuellen Szenario dann auch eine bedeutende Hörergruppe nicht mehr: die Autofahrer.

BR-Klassikkann dann für viele Menschen nicht mehr ohne aufwendige Investitionen in neue Geräte erlebbar sein. Ferner stellt sich uns die Frage, ob man das Feld des UKW-Angebotes tatsächlich dem vergleichsweise seichten Privatanbieter Klassik Radio überlassen möchte. Solange in Deutschland nicht eine prinzipielle UKW-Abschaltung vollzogen wird, muss unserer Meinung nach ein anspruchsvolles und fundiertes Klassik-Programm für potentiell alle gesellschaftlichen Gruppen zu empfangen sein.

Schließlich handelt es sich bei BR-Klassik um ein Kulturangebot, das sich auch an die unterschiedlichsten Bildungseinrichtungen richtet und beispielsweise mit Schulen, Kirchen, Festivals und an deren kulturellen Einrichtungen kooperiert.

Wir appellieren nachdrücklich an alle Verantwortlichen, die offensichtlich für 2016 geplante Abschal tung der UKW-Ausstrahlung von BR-Klassik zu überdenken. Bayern ist laut seiner Verfassung ein Kulturstaat. Es ist unbestritten, dass sich auch die Kultur dem digitalen Zeitalter nicht verschließen kann und soll. Es wäre allerdings ein Armutszeugnis, würde ausgerechnet der Bayerische Rundfunk die Empfangs möglichkeiten für klassische Musik einschränken.

Die Mitglieder der Musikabteilung
Pierre-Laurent Aimard, Mark Andre, Louis Andriessen, Georges Aperghis, Volker Banfield, George Benjamin, Wolfgang Boettcher, Hans-Jürgen von Bose, Pierre Boulez, Alfred Brendel, Friedrich Cerha, George Henry Crumb, Peter Maxwell Davies, Pascal Dusapin, Moritz Eggert, Brigitte Fassbaender, Brian Ferneyhough, Ludwig Finscher, Achim Freyer, Beat Furrer, Christian Gerhaher, Michael Gielen, Heiner Goebbels, Sofia Gubaidulina, Peter Gülke, Cristóbal Halffter, Peter Michael Hamel, Wilfried Hiller, Heinz Holliger, Adriana Hölszky, Toshio Hosokawa, Klaus Huber, Mariss Jansons, Wilhelm Killmayer, Edgar Krapp, Gidon Kremer, György Kurtág, Helmut Lachenmann, Luca Lombardi, Siegfried Matthus, Siegfried Mauser, Ingo Metzmacher, Isabel Mundry, Kent Nagano, Hans Neuenfels, Olga Neuwirth, Krzysztof Penderecki, Matthias Pintscher, Maurizio Pollini, Enno Poppe, Christoph Poppen, Steve Reich, Aribert Reimann, Josef Anton Riedl, Wolfgang Rihm, Peter Ruzicka, Christine Schäfer, Dieter Schnebel, Peter Schreier, Rodion Schtschedrin, Salvatore Sciarrino, Christian Thielemann, Manfred Trojahn, Jörg Widmann, Gerhard Wimberger, Heinz Winbeck, Klaus Zehelein, Hans Zender, Udo Zimmermann

Michael Krüger
Präsident"

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