Zu diesem Haus
Standort: Bayreuth
Architekten
Joseph Saint-Pierre
Giuseppe Galli Bibiena
Bauherr
Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth / Bayerische Verwaltung der Schlösser, Gärten und Seen
Eröffnung: 1748 / 2018
Bühnen: 1
Plätze: historisches Logentheater
Bauherrin des Opernhauses war Wilhelmine von Preussen, die Schwester von Friedrich II. – auf den die Staatsoper unter den Linden zurückgeht. Während aber von dem Berliner Gebäude heute nach vielen Umbauten und Zerstörungen im wesentlichen nur noch die Straßenfassade aus der Entstehungszeit erhalten ist, hat das Bayreuther Haus die vergangen über 270 Jahre mit erstaunlich geringen Veränderungen überstanden. »Es repräsentiert die höfische Opernhausarchitektur des 18. Jahrhunderts und gilt als eines der wichtigsten baulichen Zeugnisse der absolutistischen Gesellschaft. Ein Meisterwerk der barocken Theaterarchitektur, welches noch heute authentisch erlebt werden kann …« schreibt die UNESCO, in deren Liste des Welterbes das Haus 2012 eingetragen wurde.
Das Opernhaus – zeittypisch noch ohne Bühnenturm – hat zwei Urheber. Die Gebäudehülle stammt von dem französischen Architekten Joseph Saint-Pierre. Weil im Alten Schloss kein Platz zur Verfügung stand, wurde das Gebäude, für die damaligen höfischen Usancen höchst ungewöhnlich, außerhalb östlich der Schlosskirche im Stadtraum platziert. Der Bau des ausgedehnten Neuen Schlosses in Bayreuth begann erst später.
Im Inneren wurde die Oper nach italienischen Vorbild von Giuseppe Galli Bibiena als Logentheater mit drei hufeisenförmig angeordneten Rängen und einer perspektivisch gestaffelten Bühne gestaltet. Die Aufführungen waren Teil des höfischen Zeremoniells, dafür entstand ein Zuschauerraum als festliche Kulisse, prunkvoll geschnitzt und bemalt aus Holz und Leinwand. Über die Zeit wurde die ursprüngliche Gestaltung zwar übermalt, aber nicht umgebaut oder zerstört. Bei der von 2012-18 durchgeführten Sanierung des Hauses war die behutsame Freilegung und Sicherung des Zustands des 18. Jahrhunderts zu rund neunzig Prozent möglich.
Der Bühnenbereich hingegen erfuhr erhebliche Veränderungen. In den 1930er Jahren wurde ein Eiserner Vorhang eingebaut, dabei wurde die Portalöffnung zur Bühne deutlich verkleinert. Damit entstand eine Guckkastenbühne, die der bürgerlichen Theaterpraxis entspricht. Später wurden auch noch die vorhanden Reste der historischen Bühnenmaschinerie entfernt.
Die jüngste Sanierung hatte im Bühnenbereich das Ziel, die barocke visuelle Einheit aus Logen- und Bühnenraum wiederherzustellen und gleichzeitig auch eine Bespielbarkeit im modernen Sinn zu ermöglichen. Die Bühnenöffnung wurde auf die ursprüngliche weite Dimensionierung zurückgebaut. Nach einer historischen Vorlage von Carlo Galli Bibiena, dem Sohn des Architekten, entstanden zudem barocke, farblich dem Logenhaus angepasste, perspektivischen Kulissen, die den Zuschauerraum und die Bühne optisch ineinander übergehen lassen. Für moderne Inszenierungen erlaubt eine neue Portalanlage eine Verkleinerung der Öffnung.
Das Markgräfliche Opernhaus ist heute hauptsächlich ein Theatermuseum für den barocken Bühnenbau des 18. Jahrhunderts im italienischen Stil. Mit Konzerten und Opernaufführungen bespielt wird das Haus aus konservatorischen Gründen ausschließlich in den Sommermonaten.