Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg: „Unsere Musikhochschulen haben international einen exzellenten Ruf. Grundgedanke jeder Weiterentwicklung muss der Erhalt und die Verbesserung ihrer herausragenden Qualität sein.“ Strukturreformen dürften nicht ausschließlich anhand von Kostengesichtspunkten entschieden werden: „Der Rasenmäher löst keine Probleme. Es geht stattdessen um eine Weiterentwicklung der Musikhochschullandschaft im Ganzen, bei der auch ein Beitrag zur Konsolidierung entsteht.“
Zugleich sei aber die Feststellung des Rechnungshofes ernst zu nehmen, dass derzeit über den Bedarf hinaus ausgebildet werde. Es sei deshalb geboten, die Zahl der Studienplätze zu reduzieren.
Vorschläge: Im Dialog entwickelt
Dem Konzept ging ein intensiver Diskurs voraus. Seit Februar 2013 stand das Ministerium mit den fünf Musikhochschulen Freiburg, Mannheim, Karlsruhe, Trossingen und Stuttgart im Dialog über die strukturelle Weiterentwicklung. Auch externe Experten wurden eingebunden. Dabei wichen die Meinungen zum Teil stark von den Bewertungen des Rechnungshofs ab.
„Die vom Rechnungshof vorgeschlagenen flächendeckenden Einsparungen an allen Standorten hat uns nicht überzeugt“ erläutert Professor Hartmut Höll, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Musikhochschulen. „Dies würde zu einer nachhaltigen Schädigung der Musikhochschullandschaft Baden-Württembergs insgesamt führen.“
Die Musikhochschulen im Land seien im Bundesvergleich klein, gibt zudem Staatssekretär Jürgen Walter zu bedenken. Stuttgart, die größte Musikhochschule, liege deutschlandweit an 12ter, Trossingen gar an 21ster Stelle. „Bereits jetzt sind mehrere Standorte an einer kritischen Mindestgröße angekommen, die keine weitere pauschale Reduktion mehr zulässt.“ Baden-Württemberg unterhält deutschlandweit die meisten staatlichen Musikhochschulen (5 von 24).
Die Struktur: Profilbildung und Vernetzung
Die Eckpunkte des Ministeriums sehen den Erhalt aller fünf Standorte vor. Dabei wird eine starke Profilbildung vorgeschlagen. 500 Studienplätze werden abgebaut. Nicht betroffen vom Abbau ist die Schulmusik:
- Freiburg, Karlsruhe und Stuttgart werden als „Voll“-Musikhochschulen in bisherigem Umfang erhalten.
- Mannheim konzentriert sich auf Jazz, Popmusik und Tanz. Die Popakademie wird in die Musikhochschule Mannheim integriert und erhält Hochschulstatus
- Trossingen konzentriert sich auf Alte Musik und Elementare Musikpädagogik
- Die Ausbildungskapazitäten für Jazz und Pop im Hauptfach werden landesweit in Mannheim gebündelt, die Ausbildung für Elementare Musikpädagogik und Alte Musik in Trossingen
- Die Standorte Freiburg, Karlsruhe und Stuttgart vereinbaren miteinander weitere Profilbildungen (erste Vorschläge liegen bereits vor; in Karlsruhe z.B. der Verzicht auf Orgel)
- Die Räumlichkeiten und die Verwaltungskapazität der MHS Trossingen werden für eine landesweite Musikhochschulakademie zur Verfügung gestellt, die - während der vorlesungsfreien Zeit - Kurse zur intensiven Förderung junger Künstler und Ensembles sowie Meisterkurse miteinander verbindet. Während des Semesters hält sie für die Studierenden aus Freiburg, Karlsruhe und Stuttgart das Angebot in den Ergänzungsinstrumenten, vor allem der Alten Musik, bereit. Sie dient ganzjährig als Proben- und Exkursionsort für Ensembles, Vorklassen und Klausurwochen.
- Das Konzept sieht die Erhöhung der Stundensätze für Lehrbeauftragte vor
„Dieses Modell ermöglicht einen Konsolidierungsbeitrag in Höhe von 4 Millionen Euro“, erklärt Ministerin Bauer. Die Einsparungen seien stufenweise zu erwarten, da es sich um einen strukturellen Konsolidierungsbeitrag handelt.
Die Vorschläge des Rechnungshofs bezüglich Gebühren für weiterbildende und berufsbegleitende Studiengänge, das Zweitstudium sowie für Nicht-EU-Ausländer werden geprüft.
Mannheim: Chance für ein bundesweit einmaliges Konzept
Mit der Gründung einer Musikhochschulakademie, die ein breit gefächertes Angebot für die Studierenden aller Musikhochschulen des Landes, sowohl während des Semesters als auch während der vorlesungsfreien Zeit bereit halten soll, könnten bestimmte Studieninhalte künftig blockweise sehr viel effektiver angeboten werden. Gleichzeitig würde das kulturelle Leben in der Region um Trossingen ganzjährig um hochkarätige Konzerte und Aufführungen bereichert.
„Mit der Schaffung eines Schwerpunkts im Bereich Elementare Musikpädagogik unternehmen wir einen weiteren Schritt zur Stärkung der kulturellen Bildung“, sagt Jürgen Walter.
Die Vorschläge zu einer Hochschule mit dem Schwerpunkt Jazz , Pop und Tanz böten Mannheim die Chance zu einer bundesweit einmaligen Profilbildung.
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