Vor dem Treffen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten und einem möglichen zweiten Lockdown warnt der Präsident des Bundesmusikverbands bei weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie auch kulturelle und soziale Folgen mit zu bedenken – statt vorschnellen Pauschalisierungen im Bereich der Amateurmusik appelliert er an Augenmaß und Verhältnismäßigkeit.

Eine Ansteckung über Aerosole bleibt für den musikalischen Bereich ein schwer einzuschätzendes Risiko. Die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung von COVID19 treffen den Bereich der Amateurmusik bereits besonders hart. Der deutliche Wiederanstieg der Infektionszahlen verschärft nun diese Situation.

Dabei zeigen die erprobten Schutzmaßnahmen im Bereich des Amateurmusizierens, wie der Schutz vor Ausstoß und Weitergabe von Viren beim gemeinsamen Proben absolute Priorität hat. Das haben die zahlreichen Chöre und Orchester in den letzten Monaten eindrücklich beweisen: Die vielfach ehrenamtlich organisierten Ensembles haben durch engagierte Maßnahmen – individuelle Hygienekonzepte, die Einhaltung von Abstandsregelungen, das Tragen von Masken, die Installation von Lüftungsanlagen, das Proben im Freien – gezeigt, wie der verantwortungsvolle Umgang mit den Herausforderungen der Pandemie beim gemeinschaftlichen Musizieren weiterhin an erster Stelle steht.

Im Winter sind Proben im Freien allerdings keine Option mehr. Angst vor neuen Verboten geht um, erste Chöre und Orchester verstummen. Gibt es bald gar keine Musik mehr? 

Benjamin Strasser, Präsident des Bundesmusikverbands Chor & Orchester e.V. (BMCO), warnt vor blindem Aktionismus: "Wir erleben nun quasi täglich, wie dem menschlichen Bedürfnis des Zusammenkommens, dem Wunsch gemeinsamen Singens und Musizierens weitere Grenzen gesetzt werden sollen. Hier gilt es die Balance zu wahren: eine Reduzierung des Infektionsgeschehens muss trotz Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen Lebens möglich sein. Das gemeinsame, vereinsgetragene Musizieren muss weiter möglich bleiben. Pauschale Musikverbote gefährden das kulturelle Erbe unserer Nation.“

Der Präsident des Bundesmusikverbands appelliert an den Deutschen Bundestag, die Bundesregierung, die Parlamente und Regierungen der Länder, jetzt mit Augenmaß und Verhältnismäßigkeit die nächsten Schritte zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu wählen: "Ein musikalischer Kahlschlag und eine nachhaltige Schädigung unserer bedeutsamen Amateurmusiklandschaft in Deutschland muss unbedingt verhindert werden.“

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